Er hat für die Zeit, den Stern und gearbeitet. Zum Jubiläum der Jugendmusikschule bringt Ben El Halawany seine Illustrationen in das Gebäude der Kultureinrichtung. Das Warten auf den Unterrichtsbeginn wird zur kurzweiligen Entdeckungstour.

Enge Flure und wenig Tageslicht in einem Gebäude, das den Charme der späten 70er Jahre versprüht: Die Wirklichkeit der Räume der Ditzinger Jugendmusikschule hat mit dem, was Schulleiter Manfred Frank und der Vorsitzende des Trägervereins, Thomas Wolf, vermitteln wollen, nicht viel gemein – bisher. Zum Jubiläum der Jugendmusikschule soll sich das ändern. Im 70. Jahr ihres Bestehens will die Jugendmusikschule zeigen, dass Musik Freude ist, Unterricht Spaß macht und dass die Jugendmusikschule eine Einrichtung ist, die Kulturen zusammenbringt und Spartenübergreifend agiert. Die Kunst soll die emotionale und kulturelle Haltung der Einrichtung zum Ausdruck bringen.

 

Dafür hat die Musikschule Ben El Halawany aka El Bebbe Grande ins Boot geholt. Der Stuttgarter Künstler gestaltet derzeit einige der bisher weißen Wände des Gebäudes. Dort entstehen dieser Tage singende, musizierende Figuren an und zwischen etlichen Instrumenten. Sie eint einerseits ihr fröhliches Wesen, andererseits der humorvolle, unkonventionelle Umgang mit ihren Instrumenten. Jeder darf sich angesprochen fühlen, die Zeichnungen auf sich wirken zu lassen: die Gitarre, die zum Sitzplatz wird, das Akkordeon, das als Trapez fungiert. Und die Note, die zum Rollstuhl wird, die Klarinette Flugobjekt, die Percussioninstrumente zum Trampolin.

Der Künstler aus Stuttgart lässt viel Weiß in und zwischen seinen Figuren. Damit gibt er ihnen Raum, zu wirken. Der Betrachter entdeckt immer wieder Neues, ohne von der Vielfalt erdrückt zu werden. Einem Wimmelbild gleich, wie es Schulleiter Manfred Frank formuliert. „Wenn es einem Kind gefällt, ist es super“, sagt Ben El Halawany über seine Kunst, die durchaus auch kritisch ist. Grundsätzlich gilt: Für manche seiner Darstellungen ist ein zweiter Blick erforderlich.

Manfred Frank Foto: Simon Granville

Der Grafikdesigner ist heute vor allem als Illustrator unterwegs, er lehrt an der Kunstakademie, zeichnet unter anderem für Medien wie die Taz und die Zeit. Vorgaben für die Auftragsarbeit hatte der Künstler keine. Die Basis seines Entwurfs sei ein Gespräch mit Thomas Wolf und Manfred Frank gewesen, erzählt er. Es war ein Gespräch über das Selbstverständnis einer Einrichtung, die mehr sein will als Bildungsstätte mit 1500 Schülern; die sich auch als Veranstalter sieht. „Wir sind eine Kultureinrichtung“, sagt Wolf.

Diese Kultureinrichtung blickt auf sieben Jahrzehnte zurück. Die 70 sei die kleine Schwester der 75, so Frank, deshalb wird nicht allzu groß gefeiert. Aber natürlich, so Wolf, wolle man dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, „ein Zeichen zu setzen“.

Die Jugendmusikschule will sich einerseits mit ihrem Angebot präsentieren. Dazu gehört nicht nur die Verschönerung des Gebäudes, auch ein Tag der offenen Tür am 5. Juli. Dazu gehört aber auch ein Jubiläumskonzert im Gründungsmonat Oktober und der Landeswettbewerb von Jugend musiziert im März, wenn auch die Stadt unter anderem „50 Jahre Große Kreisstadt“ feiert. Gestaltet wird dieses laut Frank im Wesentlichen von der Schulgemeinschaft, doch wer sonst mitwirkt, wird vorab nicht mitgeteilt.

DJ Robin und Thomas D wurden hier groß

Klar ist, dass die Bandbreite des Programms groß sein dürfte: DJ Robin zählt zu den ehemaligen Schülern ebenso wie Thomas D von den Fantastischen Vier. Die Sänger Matthias Klink und Rainer Trost seien ihr ebenso verbunden wie der ehemalige EU-Kommissar und baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger, heißt es. Allerdings geht es dem Leiter der kreisweit ältesten Jugendmusikschule nicht allein darum, im Jubiläumsjahr auf die Vergangenheit zu blicken. Manfred Frank und Vereinsvorsitzender Thomas Wolf blicken gleichermaßen nach vorn: „Wir haben die Hoffnung, dass bis 2030 die Weichenstellung erfolgt ist“, sagt Wolf.

Thomas Wolf Foto: Simon Granville

Seit langem gibt es kommunalpolitische Überlegungen, der Jugendmusikschule ein neues Domizil zu geben. Einerseits werden die Räume der Musikschule von der Realschule und dem Gymnasium benötigt, die sich ebenso im Schulzentrum befinden. Andererseits wird in der Ortsmitte mit der Wilhelmschule ein Gebäude frei, wenn die Grundschüler in die neue zentrale Grundschule der Kernstadt einziehen.

Pläne für die Ortsmitte von Ditzingen

Was mit dem Areal der Wilhelmschule passiert, ist offen. Erste Überlegungen zielen auf eine kulturelle Einrichtung ab, in der eben auch Platz wäre für die Jugendmusikschule (JMS). Ideen für ein erweitertes JMS-Angebot gibt es: Von Musiktherapie ist die Rede oder von der Errichtung von Übungsboxen, die Musiker außerhalb des Unterrichts nutzen könnten.

Wenngleich Pläne für die Zukunft geschmiedet werden, wollen die Verantwortlichen signalisieren, dass „wir akzeptieren, dass wir noch ein Weilchen in diesem Gebäude sind“, sagt Thomas Wolf. Auch deshalb fiel die Entscheidung auf die bleibende Kunst von Ben El Halawany. Vermittelt wurde der Kontakt zum Künstler von Katrin Groshaupt, der Vorsitzenden des Ditzinger Kultur- und Kunstkreises.