Das Fellbacher Theaterprogramm lockt im Herbst mit vier Produktionen und renommierten Darstellern. Nach einer langen Corona-Zwangspause lädt das Kulturamt wieder zu einer Art Mini-Spielzeit im Fellbacher Kultur- und Kongress­tempel ein.

Fellbach - Endlich heißt es wieder: Vorhang auf, Bühne frei! Zwar hatte das Fellbacher Kulturamt noch im Juni für alle hiesigen Schauspielfreunde die Absage parat: „Keine Theaterspielzeit 2020/21 in der Schwabenlandhalle.“ Doch die Theaterfans müssen nicht darben, bis Weihnachten gibt es ein sehenswertes Ersatzprogramm: Nach einer langen Corona-Zwangspause lädt das Kulturamt im Herbst wieder zu einer Art Mini-Spielzeit im Fellbacher Kultur- und Kongresstempel ein.

 

Demnach haben die Verantwortlichen in der Fellbacher Kulturabteilung um Amtsleiterin Maja Heidenreich für die Zeit von Oktober bis Dezember vier Schauspielproduktionen an Land gezogen und gebucht, die eine breite Vielfalt an Themen und Genres abdecken. Namhafte Autoren wie Ferdinand von Schirach und prominente Darsteller, bekannt aus Film und Fernsehen – wie Walter Sittler, Ursula Buschhorn und Karin Boyd, die allesamt auch schon mal auf der Bühne im Hölderlinsaal zu sehen waren – stehen für Theaterkunst auf gewohnt hohem Niveau.

Das Kulturamt empfiehlt daher dringend, sich frühzeitig Karten zu kaufen

Aufgrund der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln wird allerdings voraussichtlich nur eine deutlich reduzierte Zahl an Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen – es dürfte etwa auf maximal ein Drittel der verfügbaren 1300 Plätze hinauslaufen. Das Kulturamt empfiehlt daher dringend, sich frühzeitig Karten zu kaufen. Diese sind ab 7. September beim i-Punkt Fellbach erhältlich.

Zum Auftakt des Herbstprogramms geht es um den steilen Aufstieg und rasanten Fall einer Dynastie. Stefano Massinis gefeiertes Erfolgsstück „Lehman Brothers“ schildert am Mittwoch, 14. Oktober, um 20 Uhr in der fesselnden Familiensaga die mehr als 150 Jahre währende, atemberaubende Geschichte der gleichnamigen amerikanischen Investmentbank. Diese wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von drei aus dem fränkischen Rimpar ausgewanderten Brüdern begründet; deren Insolvenz löste im Jahr 2008 die weltweite Finanzkrise aus. Die ebenso tempo- wie ideenreiche Inszenierung von Johannes Pfeifer verlangt dem Ensemble vollen Einsatz ab: In teils fliegenden Wechseln schlüpfen fünf Schauspieler und eine Schauspielerin in mehr als 30 Rollen.

Die Lebensgeschichte von Saliya Kahawatte wurde erfolgreich fürs Kino verfilmt

Kaum zu glauben – das ist auch ist die außergewöhnliche Lebensgeschichte des Deutsch-Singhalesen Saliya Kahawatte: Als Jugendlicher fast vollständig erblindet, schafft er es erst durch das Verschweigen seines Handicaps, den ersehnten Ausbildungsplatz in der Gastronomie zu ergattern. Wider alle Erwartungen besteht er mithilfe weniger wohlgesinnter und wissender Kollegen 15 Jahre lang in der Welt der Sehenden. Allerdings: Das Versteckspiel hat seinen Preis. Kahawattes 2009 erschienene Autobiografie „Mein Blind Date mit dem Leben“ hat unzählige Leser berührt und inspiriert und wurde 2017 bereits erfolgreich fürs Kino verfilmt. Nun hat Stefan Zimmermann den Stoff in ein ebenso kluges wie kurzweiliges Bühnenstück verwandelt – zu sehen am Donnerstag und Freitag, 22. und 23. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Mit dabei sind TV-Star Ursula Buschhorn (zuletzt im April 2019 mit „Nathalie küsst“ in Fellbach zu Gast) und Marcus Abdel-Messih.

An ein hochsensibles Thema, das gesellschaftlich kontrovers diskutiert wird und zuletzt auch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe beschäftigt hat, wagt sich Bestsellerautor Ferdinand von Schirach in seinem brandneuen, erst im September erscheinenden Stück „Gott“: die assistierte Sterbehilfe.

Publikumsliebling Walter Sittler ist in seiner Paraderolle als Erich Kästner zu sehen

In einer fiktiven Sitzung lässt von Schirach den Deutschen Ethikrat am Beispiel des Sterbewunsches eines gesunden älteren Mannes die juristischen, medizinischen und moralischen Aspekte der Debatte verhandeln. Über die Empfehlung des Gremiums entscheidet schließlich – wie auch schon in von Schirachs Bühnenrenner „Terror“, das im November 2016 im Hölderlinsaal gezeigt wurde – das Publikum per Abstimmung in der Pause. Das Stück ist in hochkarätiger Besetzung mit Ernst Wilhelm Lenik, Klaus Mikoleit und Karin Boyd am Donnerstag, 12. November, 20 Uhr, zu erleben.

Für eine humorvoll-nachdenkliche Einstimmung aufs Fest sorgt einmal mehr der Publikumsliebling Walter Sittler in seiner Paraderolle als Erich Kästner: Aus Essays und Erzählungen, Gedichten und Romanauszügen des großen Dresdner Schriftstellers haben der Regisseur Martin Mühleis und der Komponist Libor Síma dem bekannten Theater- und Fernsehschauspieler ein weiteres Weihnachtsprogramm auf den Leib geschneidert, das nahtlos an die umjubelte Erfolgsproduktion „Als ich ein kleiner Junge war“ anknüpft. „Ein Mann im Schnee – Weihnachten mit Erich Kästner“ ist am Montag und Dienstag, 14. und 15. Dezember, um 20 Uhr zu Gast. Den passenden musikalischen Rahmen gestaltet das Ensemble „Die Sextanten“ mit originellen Neuarrangements klassischer Weihnachtslieder.