Kultur in Fellbach Schwabenlandhalle: Millionendefizit

Wenn wie zuletzt wegen Corona in der Fellbacher Schwabenlandhalle schon keine Einnahmen sprudelten, so doch wenigstens die Fontänen vor der Messe- und Kulturstätte. Foto: Dirk Herrmann

Corona vermasselt die Bilanz für 2020 - aber nicht ganz so dramatisch wie wie befürchtet. Mit einem neuen Namen geht es an die Planungen für das kommende Jahr.

Fellbach - Es geht um satte Minusbeträge in den Bilanzen. Bei der Stadt Fellbach wie ihrer Tochterfirma, der Schwabenlandhalle Betriebsgesellschaft, wird die Lage allerdings nicht so dramatisch gesehen. Das hängt damit zusammen, dass die Verantwortlichen zwischenzeitlich von deutlich höheren Fehlbeträgen ausgegangen waren als sie jetzt mit knapp 1,7 Millionen Euro für 2020 in der Bilanz auftauchen.

 

So bezeichnet der Geschäftsführer der Gesellschaft, Schwabenlandhallendirektor Jens Mohrmann, entsprechend eines Berichts aus dem Rathaus das Ergebnis für 2020 aufgrund der schwierigen Entwicklung im Pandemiejahr „als befriedigend“. Fast noch besserer bewertet der Erste Bürgermeister Johannes Berner als Verantwortlicher im Rathaus für diesen Bereich die Situation. „Gemessen an der Pandemiesituation ist das Ergebnis noch ganz erfreulich“, erklärte er. Profitiert habe man von Bundeshilfen. So sei Kurzarbeitergeld teilweise bis Juli 2021 in Anspruch genommen worden. Außerdem „haben wir ja nicht die ganze Halle eingemottet“, sagte Berner. So wurden die großen Räume, in denen es keine Probleme mit den erforderlichen Sicherheitsabständen gab, regelmäßig für Gemeinderatssitzungen genutzt. Zumeist war das der Raum Hesse, gelegentlich bei wichtigen Themen mit erhöhtem Publikumsinteresse auch der riesige Hölderlinsaal.

Die Defizite verteilen sich auf mehrere Veranstaltungsorte

Beim Blick auf die Zahlen, die Denis Frottier vom Kämmereiamt für das Fellbacher Lokalparlament aufbereitet hatte, wird die erkennbare Erleichterung bei den Verantwortlichen im Rathaus wie in der Betriebsgesellschaft nachvollziehbar. War man im ursprünglichen, vor Corona aufgestellten Wirtschaftsplan, noch von einem Verlust von 1,6 Millionen Euro für die Gesamtgesellschaft ausgegangen, wurde kurz danach während der Pandemie ein Verlust von gut 2 Millionen Euro einkalkuliert. Nun steht das endgültig entstandene Minus fest: Es liegt bei 1,66 Millionen Euro, also nur geringfügig über dem ursprünglichen Ansatz. Zum Vergleich: im Geschäftsjahr 2019 lag der Verlust bei 2,08 Millionen Euro. Allerdings war dies auch das Jahr der Remstal-Gartenschau mit etlichen kostenträchtigen Veranstaltungen und sonstigen Aufwendungen.

Unbestritten bleibt trotz des Aufatmens über den weniger schlimmen Verlauf als befürchtet, dass „die umfassenden Veranstaltungsverbote“, wie es Frottier sagte, und die Eventbeschränkungen als Folge des ersten Lockdowns ab März 2020 zu starken Umsatzeinbrüchen in den drei Veranstaltungszentren der GmbH geführt haben – also in der Schwabenlandhalle als Flaggschiff, in der Alten Kelter als Standort für besondere Messen oder Kulturereignisse sowie der Festhalle in Schmiden. Die Defizite im Einzelnen: in der Schwabenlandhalle beträgt das Minus des vorigen Jahres 678 000 Euro, in der Alten Kelter 226 000 Euro, und in der Festhalle liegt der Verlust bei 155 000 Euro.

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Das Waldschlössle auf dem Kappelberg, bekannt vor allem durch die Ferienfreizeit der Evangelischen Kirche, wird mittlerweile auch unter der Regie der Schwabenlandhalle GmbH geführt. Der Verlust im Jahr 2020 lag bei geringen 50 200 Euro. Die Ausgaben dort waren überwiegend Personalaufwendungen im Rahmen der Vorbereitungen für „die Inbetriebnahme des Objekts“. Die Verwaltung bestätigte in diesem Zusammenhang einmal mehr, dass es 2022 im Waldschlössle tatsächlich losgehen soll.

Künftig geht es um mehr Gefühl

Bleibt schließlich noch der Geschäftszweig Tourismus. Die Erträge in diesem Bereich liegen deutlich höher als geplant und die Aufwendungen unter dem Planwert. Statt des wie einst prognostizierten Verlusts von 706 000 Euro kommt die Gesellschaft auf 548 000 Euro. Die geringeren Aufwendungen ergeben sich durch den coronabedingten Ausfall des Remstals-Sommers mit zahlreichen geplanten Veranstaltungen. Auch fielen die Ausgaben für die Vorbereitung des Deutschen Wandertags geringer aus – das Großereignis im August 2022 mit Fellbach als Deutscher Wanderhauptstadt wird ebenfalls unter der Regie des Geschäftszweigs Tourismus umgesetzt.

Berichte über Jahresabschlüsse der Schwabenlandhalle Fellbach Betriebsgesellschaft mbH, wie sie offiziell heißt, wird es übrigens demnächst nicht mehr geben. Der einfache Grund: der Gemeinderat hat kürzlich, um die Gesellschaft besser am Markt behaupten zu können und „die Positionierung zu schärfen“, wie von den Organisatoren gewünscht einen neuen Firmennamen abgesegnet: Zum 1. Oktober heißt sie Fellbacher Event & Location GmbH, abgekürzt Feel, auf Deutsch also Gefühl.

Die Pandemie beeinflusst das Fellbacher Kulturprogramm

Veränderungen
 In diesen Sommerferien finden schon deutlich weniger Veranstaltungen als in den anderen Jahreszeiten statt. Dennoch bringt Corona in der Schwabenlandhalle, dem Flaggschiff der Fellbacher Event-Gesellschaft, weiterhin einiges durcheinander, mit Auswirkungen bis in den Herbst.

Absagen
 Nicht stattfinden wird laut Auskunft der Schwabenlandhalle Betriebsgesellschaft die für Donnerstag, 30. September, vorgesehene Klassiker-Tour der „Drei Fragezeichen“. Auch der ZDF-Talkmaster Markus Lanz kommt mit „Grönland – Meine Reisen ans Ende der Welt“ nicht – verschoben vom 30. Oktober auf 15. Oktober 2022. Noch keinen Ersatztermin gibt es für die beiden Abende mit dem interaktiven Theater von „Devil’s Exorcist“ am 31. Oktober und 1. November. Ebenso verschoben: „Expedition Erde: Das große Bulli-Abenteuer“ am 20. November.

Zusagen
 Es gibt aber auch positive Nachrichten. So präsentiert die Kulturgemeinschaft Fellbach am Sonntag, 29. August, 18 Uhr „Friedrich Hölderlin – ein literarisches Lebensbild mit Musik“. Mit dabei die beiden renommierten Schauspielstars Barbar Auer und Matthias Habich. Stattfinden soll auch der Vortrag des Friedensforschers Daniele Ganser am 7. September um 20 Uhr, bei dem er hinter die Kulissen der aktuellen Machtpolitik blickt.

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