Lukas-Voices konzertieren erstmals nach der Corona-Pause. Der Chor aus Gerlingen hat geschafft, was manch’ anderem nicht gelungen ist.

Mut machen und mitreißen – das hat sich der Gospelchor Lukas Voices mit seinen beiden Auftritten am kommenden Wochenende vorgenommen. „Es geht darum Spaß zu haben und sich gemeinsam darüber zu freuen, dass es uns gibt auf dieser Welt“, sagt die Chorleiterin Stefanie Wunder.

 

Lukas Voices will mit einem Konzert „We are one“ am 25. und 26. März nach eigenen Angaben klangstark zeigen, „wie schön unsere Welt ist“, sagt Wunder. Gleichwohl transportiert der Chor vermutlich unausgesprochen nicht nur das. Vielmehr bringt er seine Freude darüber zum Ausdruck, wieder gemeinsam singen zu können – und dies dann darüber hinaus einem Publikum zu präsentieren. Dass die pandemiebedingte Pause hart gewesen ist, daran lassen weder Chorleiterin Wunder noch Viola Katemann Zweifel. Katemann, neu hinzugezogen, hatte sich während Corona dem Chor angeschlossen. Umso weniger stellte sich ihr die Frage, ob sie nach der Pandemie weitermachen würde oder nicht. Für andere stellte sich die Frage offenbar schon. 60 Chormitglieder waren es anfangs. Dann kam Corona, ein für 2020 geplantes Konzert wurde abgesagt, die Proben online vor dem Computer lagen nicht jedem. „Wir haben uns halbiert und sind heute leider nur noch 30. Und trotzdem haben wir eine kraftvolle Stimme voller Soul. Wir wollen wieder Musik machen für und mit anderen Menschen“, sagt die Chorleiterin. Die Verbliebenen sind offen für alle, bekräftigt Katemann, – so war sie ja auch selbst dazugekommen. Wie Stefanie Wunder betont sie das soziale Miteinander, das unter Corona massiv gelitten habe. Zugleich hebt sie „die Erleichterung, die zu spüren ist“ hervor – jetzt, da Konzerte wieder möglich sind. Gleichwohl hatte sich in der Pandemie Neues entwickelt. Zum Beispiel das Adventssingen, bei dem der Chor von Haus zu Haus zog. Unklar ist, ob es das weiterhin geben wird. Ausgeschlossen ist es laut Katemann nicht.

Seitdem bekannt geworden war, dass sich das Coronavirus in Innenräumen auch über virushaltige Aerosole der Atemluft verbreitet, galt Chorsingen als gefährlich – und wurde in den Coronaverordnungen unterbunden. Ein Viertel aller Chöre kam daraufhin gar nicht mehr zusammen, knapp die Hälfte bot virtuelle Proben an, drei Viertel probten Open Air, in kleinen Gruppen, großen Räumen. Der Ausfall von Präsenzproben hatte laut einer Studie massive Folgen. Die „ChoCo“-Studie war von der Universität Eichstätt und dem Stuttgarter Carus-Verlag in Auftrag gegeben worden. Fazit nach einem Coronajahr: Mitglieder und Einnahmen der Chöre schrumpften – und vor allem Kinder- und Jugendchöre bewerteten die Aussichten schlecht.

Gravierende Bilanz bei Kinder- und Jugendchören

Gut 4400 Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten an der Befragung teilgenommen. Gut zwei Drittel von ihnen hatten während der Pandemie Mitglieder verloren, die Hälfte davon beklagte Verluste von mehr als 25 Prozent. Gravierender war die Bilanz bei Kinder- und Jugendchören: Jeder achte Kinder- und Jugendchor hatte nach einem Jahr keine Mitglieder mehr. Im Durchschnitt war die Mitgliederzahl bei vokalen Nachwuchsensembles auf 65 Prozent zurückgegangen. Dasselbe Problem hatten offenbar Chöre mit hohem Altersdurschnitt – die Mitglieder zurückzugewinnen ist ungemein schwer. Das älteste Mitglied bei Lukas Voices ist 73 Jahre alt, das jüngste 22. Auch die Gerlinger hoffen, die alte Mitgliederstärke zurückzugewinnen. „Es geht nicht darum, wer wir sind. Egal ob klein, groß, dick, dünn, alt, jung – was uns alle verbindet, ist die Freude am Singen“, sagt Wunder.