Mit dem Rückenwind der erfolgreichen Premieren-Saison des Vorjahres will die neue Leitung weitere Akzente für einen aufregenden Theatersommer im Clussgarten setzen.
Dem Publikum galt das erste und das letzte Wort, als Intendantin Christine Hofer und Geschäftsführerin Susanne Schmidt nun das Programm für die Freilicht-Saison 2025 vorstellten. Die erste Spielzeit in der Nachfolge von Peter Kratz sei „richtig schön“ gewesen, dank des „tollen, offenen, neugierigen Publikums“, wobei die Intendantin nachgerade ins Schwärmen geriet: „Das ist ein tolles Potenzial, das man pflegen muss.“ Und das stimuliere auch die „DNA des Teams, nicht einfach auf Nummer Sicher zu gehen, sondern weiter Experimente zu wagen und über Grenzen hinauszustreben“.
Schon in der Länge der Spielzeit, die erstmals bis zum Ende der Sommerferien laufen und statt zuletzt 108 nun 124 Vorstellungen bringen wird. Für den Betrieb sei das natürlich „ein bisschen Rock`n`Roll“, sagte Hofer – und fügte hinzu: „Aber wir haben auch ein Publikum, das Bock hat auf Rock`n`Roll!“
Wiedersehen mit Anja Barth
Rein ins Vergnügen geht es am 25. Juni, wenn auf der frisch restaurierten Rondell-Bühne „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza Premiere hat. Hofer nennt das messerscharfe Konversationsstück, das 2011 unter anderem mit Kate Winslet und Jodie Foster verfilmt wurde, eine „bissige, satirische Gesellschaftskomödie“. Darin wollen zwei gutbürgerliche Paare, den Stress, den ihre Jungs miteinander haben, bei einem Gläschen Wein wegzumoderieren, was natürlich gründlich schiefgeht. Regie führt Peter Kleinert, den Hofer seit ihrem Schauspielstudium an der Berliner Ernst Busch-Hochschule kennt, wo Kleinert einer ihrer Professoren war. „Ludwigsburg statt Lissabon“ war für ihn diesen Sommer die Alternative, nachdem er vergangenes Jahr im Clussgarten eine „Nathan“-Aufführung gesehen hatte. Im Ensemble gibt es ein Wiedersehen mit Anja Barth, die hier viele große Rollen verkörpert hatte, etwa in Shakespeares „Sturm“ und Schillers „Räuber“. Ebenso mit Diana Gantner, lange „das Gesicht des Kindertheaters“, auch als dessen Leiterin. Mit Felician Hohnloser kommt ein Stuttgarter „Tatort“-Darsteller. Neu im Ensemble ist Markus Tomczyk, das Bühnenbild entwirft der bestens bekannte Dirk Seesemann.
Den künstlerischen Ehrgeiz des Theatersommers markiert auf dem Spielplan nicht zuletzt „Hedda Gabler“ von Henrik Ibsen, als „Klassiker der psychoanalytischen Kriminalgeschichten“ angekündigt. Es geht darin um eine von Machtgier und Ehrgeiz besessene Egomanin, die sich ins Bürgerliche retten will und dabei nicht nur ihren Ex-Liebhaber ruiniert. Hofer, die das Stück in Szene setzt, hat für Ludwigsburg eine „Theatersommer-Fassung frei nach Henrik Ibsen“ gemacht und will das Ganze als „musikalischen Thriller“ präsentieren. In der Titelrolle ist Josephine Bönsch zu sehen, die Besetzung aber ist auch sonst so, dass die Fans des Theatersommers dank einschlägigen Erlebnissen leuchtende Augen bekommen dürften bei diesen weiteren Namen: Elias Baumann, Michael Hecht, Moritz Peters und Anna Pircher.
Ein Stück über die Französische Revolution
Zugleich soll „Hedda Gabler“ ein erster Baustein sein für eine Spielplangestaltung, die neben en suite gespielten Stücken auch Repertoire zu bieten hat. So soll dem Freilicht-Sommer auch etwas von „der Vielfalt eines Stadttheaters“ implantiert werden. Dafür kommt die Französische Revolution gerade recht, respektive ein Stück von Peter Jordan, das in der Epoche spielt und im Titel eine feudale Frivolität und zynische Ignoranz aus dem Herrscherhaus aufgreift: „Marie-Antoinette oder Kuchen für alle!“
Laut Theaterleitung ist das Stück „angesiedelt zwischen Monty Python und Quentin Tarantino, zwischen Slapstick, Screwball-Komödie und opulentem Historiendrama, eine todernst-turbulente Komödie, die bitterböse Zeitpfeile in unsere Gegenwart schießt“. Ebenso „ein Fest für vier Schauspielerinnen und Schauspieler, das auch als Warnung an die Gegenwart verstanden werden kann“. In der Regie von Hofer spielen: Elias Baumann, Josephine Bönsch, Michael Hecht, Alexandra Marinescu.
Was zeigt das Kindertheater?
Im Kindertheater kommt das Erfolgsstück „Die Bremer Stadtmusikanten zurück“: ein turbulenter Bühnenspaß, in dem die vier Viecher als Bandmitglieder agieren, bestens geeignet auch für das beliebte Schultheater im Hof. Vertraglich noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist ein weiteres Stück für junge Leute, mit dem die Kooperation mit der Ludwigsburger Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg vertieft werden soll. Und erstmals gibt es auch ein Gastspiel: Das Theater Patati-Patata zeigt vom 5. bis 10. August das Stück „Der dickste Pinguin vom Pol“ für Kinder ab vier Jahren.