Die coronabedingt gebeutelte Kultur steht vor einer Wiederbelebung. Doch die Pandemie birgt weiter große Risiken für Theater, Kinos oder Konzerte. Ein Bundesfonds soll Mindereinnahmen ausgleichen.

Berlin - Mit den sinkenden Corona-Zahlen kann die Kulturszene auf zunehmende Möglichkeiten für Konzerte, Theater und andere Veranstaltungen hoffen. Einige Risiken für die oft langfristige Planung solcher Kulturevents können in der Pandemie nun staatlich abgesichert werden. Der Bund will dafür einen 2,5 Milliarden Euro umfassenden Fonds auflegen. „Wir wollen Mut verbreiten in der Kultur“, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch in Berlin. „Die Kulturbranche ist von der Pandemie so vehement in Mitleidenschaft gezogen worden wie kaum eine andere Branche.“

 

Die Sicherung solle helfen, die vielfältige Kulturlandschaft in Deutschland „buchstäblich wieder zum Leben zu erwecken“, sagte Scholz. Ziel des Fonds sei es, das finanzielle Risiko einer Absage oder Verschiebung abzusichern. „Damit stellen wir sicher, dass bald wieder Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und Kinovorstellungen stattfinden können.“

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verwies darauf, dass der Bund nach den bereits aufgelegten Förderprogrammen für die Kultur mit dem Sonderfonds nun auch einen Teil des wirtschaftlichen Risikos übernehme. Dies sei auch eine Anerkennung, dass Kultur für das Gemeinwesen wichtig sei. „Wir sehnen uns nach Kultur“, sagte Grütters mit Blick auf die Folgen des Lockdowns.

Für die Veranstalter seien das „Mutmach-Signale“. „Die Kulturveranstalter haben einfach Lust, wieder loszulegen, und sind ein bisschen mutiger, wenn sie wissen, dass ein Teil kompensiert wird“, sagte Grütters.

Ausgleichszahlungen für Absagen und für freigehaltene Plätze

Bei den Ländern angemeldet werden können von Juli an Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen, einen Monat später bis zu 2000. Für die Art der Veranstaltungen gebe es eine Positivliste, sagte Grütters. Die Länder sind dann auch zuständig für Prüfung und Auszahlung der Hilfen.

Grütters gab ein Beispiel: Wenn bei einem Konzert in der Berliner Philharmonie mit sonst 2400 Plätzen pandemiebedingt nur 500 verkauft werden können, bekommt die Philharmonie den Durchschnittspreis für 500 Plätze dazu.

Der Fonds ist den Angaben zufolge aufgeteilt in 1,9 Milliarden Euro für Hilfen für 2021, damit kleinere Veranstaltungen wirtschaftlich sein können. Dabei sollen Einnahmen aus Ticketverkäufen bezuschusst werden. Die verbleibenden 0,6 Milliarden Euro sind für Ausfälle in diesem und im nächsten Jahr vorgesehen, wenn Events coronabedingt abgesagt werden müssen. So kann etwa eine Großveranstaltung mit bis zu acht Millionen Euro Kompensation rechnen, wenn sie komplett abgesagt werden muss.

Der Deutsche Kulturrat sieht in dem Fonds „ein weiteres deutliches Signal zur Unterstützung des Kulturbereiches“. Die Initiative #AlarmstufeRot begrüßte das Vorhaben zwar, kritisierte aber zugleich, jenseits der Kultur würden weite Teile der Veranstaltungswirtschaft damit „immer noch nicht berücksichtigt“.