Im ehemaligen Metropol-Kino, das seit fast zwei Jahren leer steht, riecht es wieder nach Popcorn. Für drei Tage wird das verwaiste Kulturdenkmal in Stuttgart wachgeküsst.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

An den Türen zum großen Saal des früheren Metropol-Kinos sieht man eine rote Hand, die erhoben ist. Das Schild dazu fordert die Neugierigen, die nach fast zwei Jahren im einstigen Hotspot der Filmwelt mal wieder lustwandeln dürfen, zum Innehalten auf. „Bitte warten! Vorstellung läuft!“, steht an der Tür. Was für eine Vorstellung ist das wohl, die da läuft? Ein Drama? Eine Komödie? Ein Thriller aus der Investorenwelt?

 

Die wichtigste Frage dabei lautet: Gibt es ein Happy End? Das Metropol befand sich immerhin schon in der Hand von Boulderhallenbetreibern. Denkmalschützer stoppten diese Pläne der Hauseigentümer von Union Investment. Wird das Haus nun wieder zum Kulturtreff? Der Kinobetreiber Heinz Lochmann steht in den Startlöchern und will Mitte 2023 „Kino plus“ eröffnen – Kino mit noch mehr Kultur und Gastro.

Für drei Tage wird das verwaiste Metropol wachgeküsst

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) hatte die Idee, für das Festival Architekturnovember mit dem Titel „Was kann Baukult kann was?“ das verwaiste Metropol, von dem kaum jemand weiß, wie es nach der Schließung und dem Ausbau der Sitzreihen und der elektrischen Leitungen aussieht, zu bespielen (an diesem Samstag noch einmal). Architektur sei für die Gestaltung von Lebensräumen wichtig, erklärt der BDA, was an spannenden Orten untermauert werden soll. Die Union Investment hat grünes Licht für die „Zwischennutzung“ gegeben – natürlich nicht kostenfrei. „Wir müssen richtig viel Geld dafür bezahlen“, heißt es beim Architekturbund. Das städtische Kulturamt zahlt mit.

Architekten fordern: Erhalt und Sanierung statt Abriss

Wenn schon, denn schon. Wenn man sich schon mit Diskussion, Tanz, Performance und Führungen vor der Kinovergangenheit dieses Ortes verneigt, muss auch Popcorn her. Wie schön, dass die Veranstalter damit eine knisternde und knabbernde Stimmung schaffen! Jetzt, da alles ausgebaut ist und blank dasteht, wirken die Räumen viel größer, als man sie in Erinnerung hat. Absperrbänder sind gespannt, Sitzkissen ersetzen die Stuhlreihen, während Architekten für ein Abrissmoratorium plädieren. Millionen Tonnen CO2 könnten eingespart werden, wenn man Erhalt und Sanierung von Gebäuden forciert, statt sie abzureißen. Der Erhalt der Kinokultur, darüber freut man sich hier, scheint geglückt. Doch der Vertrag ist noch nicht unterschrieben. Der Film läuft noch.