Noch ist unklar, ob der Garten der Kulturinsel Stuttgart fortbestehen kann. Dabei zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt, wie viel ein urbaner Garten wert ist.
Joachim Petzold spricht über Pflanzen, als wären sie gute Bekannte, die er einem im Vorbeigehen vorstellt. „Das da ist übrigens Kiwi“, sagt er und zeigt auf ein korkenzieherartig verdrehtes Gewächs an einem Rankstab: „Man braucht immer eine männliche und eine weibliche Pflanze.“ Dann schlendert er weiter, zwischen Hochbeeten und Eimern, Gießkannen und Blumenkästen hindurch: Minze, Zitronenmelisse, Rosmarin, Basilikum – den urbanen Garten der Kulturinsel in Bad Cannstatt kennt Petzold blind. Und er weiß, wofür man die Pflanzen verwenden kann. „Oft braucht man für ein Gericht gar nicht viel“, sagt er, „nur ein Zweigchen Rosmarin.“ Oder: „Die Stiefmütterchen kann man super im Salat essen.“ Oder: „Das an der Klotür ist übrigens lebendes Moos.“ Seit zehn Jahren betreibt Petzold die Kulturinsel und den dazugehörigen Garten Inselgrün auf dem Gelände des alten Cannstatter Güterbahnhofs; der anliegende Club Zollamt, von dem immer noch ein Schriftzug auf der Backsteinfassade zu sehen ist, musste im Jahr 2016 seine Pforten schließen. Doch inzwischen ist auch das Fortbestehen des Gartens nicht mehr sicher: Das Neubauprojekt Neckarpark, das auf dem Gelände entsteht, droht Inselgrün zu verdrängen. „Als wir 2017 Sanierungsgebiet wurden, hat man den Garten weggeplant“, sagt Petzold. Der langfristige Erhalt der Kulturinsel sei zwar mittlerweile gesichert. Für den Garten aber habe er auch nach mehreren Monaten keine Planungssicherheit.