Die Musikerin Ronja Maltzahn wird von Fridays for Future in Hannover ausgeladen, weil sie als Weiße Dreadlocks trägt. Hier entstehen gerade neue Gettogrenzen.

Musiker, ihre Frisuren und die falsche Herkunft: Diese Debatte schien längst im Museum der Popkultur gelandet zu sein, in jener Ecke, in der einen das schmerzlich säuerliche Lächeln anfällt. Langhaarige waren einst das Feindbild konservativer deutscher Eltern, die im amerikanischen Rock ’n’ Roll und im britischen Beat den Untergang des Abendlands herandröhnen hörten. Als langhaarig galten Anfang der Sechziger schon die Beatles, deren Pilzkopf-Frisuren kaum an den Hemdkragen reichten. Aber für die Kultur- und Sittenwächter waren auch das Feuerzeichen der kulturellen Apokalypse: Die zugehörigen Klänge seien „Dschungelgejaule“ oder „Negermusik“, wurde geflucht, das Ganze also einer fremden Sphäre zugeordnet, gegen die man sich abzugrenzen hatte.