Der Weinbau in den Steillagen ist nicht mehr wirtschaftlich. Immer mehr Winzer geben ihre Flächen auf. Ein enormer Verlust an Kulturlandschaft, so der Landrat Dietmar Allgaier (CDU). Sein Landratsamt fördert nun ein Winzerprojekt. Doch kann es den Weinbau in der Steillage retten?

Volontäre: Frederik Herrmann (hef)

Eine krumme Zahl von 294 387 Euro. „Die haben wir berechnet“, so Dietmar Allgaier (CDU), Landrat im Kreis Ludwigsburg. Viel Geld, mit dem das Landratsamt Ludwigsburg nun die Württemberger Weinbergwerk eG fördert.

 

Die Genossenschaft besteht aus mehreren Winzern. Darunter die Marbacher und Lauffener Weingärtner, das Weingut Faschian und die Felsengartenkellerei aus Hessigheim sowie die Lembergerland Kellerei Rosswag. Zwar seien sie auch Konkurrenten, für die Steillagen haben sie sich aber zusammengeschlossen. „Hier müssen wir zusammen arbeiten“ , so Christian Kaiser, Geschäftsführer der Lembergerland Kellerei Rosswag und Bevollmächtigter der Württemberger Weinbergwerk eG.

Weinbau in der Steillage ist nicht mehr wirtschaftlich

Der Weinbau in den Steillagen hat es gerade schwer. Der Arbeitsaufwand ist besonders hoch, der Fachkräftemangel groß, die Kosten enorm, eine Nachfolge für die häufig von Familien geführten Betriebe zu finden gestaltet sich meist schwer und Krankheiten sowie steigende Temperaturen schaden den Weintrauben zunehmend. Ernteausfälle sind die Folge. Auch greifen die Konsumenten immer häufiger zu günstigen Weinen aus dem Ausland, sagt Matthias Hammer, Vorstandsvorsitzender der Weingärtner Marbach. Der Aufwand sei deshalb schlicht oftmals höher als der Ertrag.

Landrat Dietmar Allgaier (Vierter von rechts) übergibt Förderung über knapp 300 000 Euro an die Winzer der Weinbergwerk e.G. Foto: Daniela Hermer

Winzer keltern gemeinsamen Cuvée aus den Steillagen

Mit dem Fördergeld aus dem Landkreis soll nun eine eigene Geschäftsstelle eingerichtet werden. „Damit wollen wir die Vermarktung unserer Weine ausbauen“, sagt der Geschäftsführer Kaiser. Bisher hatte die Genossenschaft drei qualitativ hochwertige Rotweine im Sortiment. Nun sollen ein Weiß-, Rot- und Roséwein folgen. Diese sollen günstiger sein und sich an ein breites Publikum richten, so Kaiser.

Matthias Hammer hofft nun, dass sie mit den neuen Weinen mehr Menschen erreichen können. Denn ob der Weinbau in der Steillage erhalten bleibt, entscheide sich letztlich am Markt.

305 Hektar Steillage: „Diese Fläche können wir nicht erhalten“

Noch bewirtschaften die Wengerter gut 305 Hektar Steillagen im Kreis Ludwigsburg. Landrat Allgaier glaubt nicht, dass auf der kompletten Fläche auch in Zukunft Wein angebaut werden kann. Christian Kaiser will den Wein aus der Steillage deshalb auch nicht unverändert erhalten, sondern „zukunftsfähig gestalten“. Er setzt auf neue Rebsorten, die resistent sind gegen steigende Temperaturen und Krankheiten, sowie auf die Kooperation der Winzer. Nur so sei die Arbeit in den Steillagen wirtschaftlich. Er glaubt, dass so zumindest ein Teil der Flächen bestehen bleiben können.

Die Steillagen im Landkreis Ludwigsburg

Prägende Kulturlandschaft
Insgesamt befinden sich gut 2200 Hektar Rebfläche im Kreis Ludwigsburg. Das entspricht 19 Prozent am gesamten Anbaugebiet in der Region Stuttgart, so die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH. Besonders prägend sind hier die Steillagen. 60 Prozent der gesamten Steillagenflächen in der Region sollen sich im Landkreis befinden.

Besonderes Qualitätsmerkmal
Guter Wein braucht viel Sonne. In Steillagen scheint sie länger direkt auf die Trauben. Der Wein zeichnet sich deshalb durch eine besonders hohe Qualität aus, so der Winzer Christian Kaiser.