Abendkonzerte am Seeplatz, Tänzer in der Kunstlichtung, junge Operntalente in den Gassen der Altstadt: zur Gartenschau bieten die Kultur-Programmmacher in Waiblingen so manche Überraschung.

Waiblingen - Der Seeplatz in der Waiblinger Talaue ist an sich schon ein schöner Ort – richtig romantisch wird es dort bei Sonnenuntergang. Genau zu dieser Zeit wird es im Juni, bei der ersten Waiblinger Highlightwoche im Rahmen der Remstal-Gartenschau, zwei Open-Air-Konzerte direkt am See geben. Den Seeplatz in einen Konzertsaal im Grünen zu verwandeln, ist eine Herausforderung. „Da müssen wir alle Register ziehen“, sagt Thomas Vuk, der Leiter des Kulturamts, der die Idee mit Jennifer Lindenberger, der Programmmacherin des Bürgerzentrums, ausgeheckt hat.

 

Laue Konzertnächte am See

Die Logistik ist das eine – aber auch das Programm muss zum Umfeld passen. „Man kann da draußen nicht eine Band wie Rammstein spielen lassen“, sagt Vuk. Stattdessen wird das Vokalensemble Calmus mit der Autorin Elke Heidenreich am 2. Juni musikalisch-literarische „Nachtgedanken“ präsentieren – Texte von Erich Kästner, Ludwig Tieck oder Marcel Proust treffen auf Chansons von Georg Kreisler, Jazzballaden nach Gedichten von Charles Baudelaire und die vertonten Galgenlieder von Morgenstern. Auch das Konzert am 9. Juni greift das Thema auf: der Jazzpianist Michael Wollny spielt Werke aus seinem Album „Nachtfahrten“.

Kunst und Kultur sollen in jener Woche im Juni auch andernorts den Bürgern buchstäblich über den Weg laufen: Der Tänzer und Choreograf Eric Gauthier und seine Truppe treten am 7. Juni mit einer Tanzgala im Büze auf, sind aber für ihre Proben schon zwei Tage früher vor Ort. „Die Idee ist, dass die Ensembles während dieser Zeit ausschwärmen und Szenen in der Stadt oder der Kunstlichtung inszenieren“, sagt Jennifer Lindenberger.

Spontane Auftritte in den Gassen der Altstadt könnte auch die internationale Opernwerkstatt mit sich bringen, welche die Waiblinger Sopranistin Melanie Diener und der Starbariton Thomas Hampson Ende September erstmals anbieten. Die talentierten jungen Sängerinnen und Sänger, die eine Woche in Waiblingen gecoacht werden, sollen abends nach dem Unterricht ihr Können demonstrieren, bevor es am 28. September ein Abschlusskonzert mit den Stuttgarter Philharmonikern gibt.

Mit „Der Steppenwolf“, Shakespeares „Richard III.“ oder Oscar Wildes „Bildnis des Dorian Gray“ bringt das Programmteam ganz bewusst klassische Literatur auf die Bühne. „Wir setzen hier einen Schwerpunkt, denn wir finden, dass das klassische Sprechtheater Gefahr läuft, verdrängt zu werden“, sagt Thomas Vuk angesichts der Tatsache, dass immer mehr Veranstalter auf Theaterstücke setzen, die für die Bühne adaptierte Kino-Kassenschlager sind. Eine Anbiederung, die Theater nicht nötig hat, finden Lindenberger und Vuk.

„Junges Abo“ für den Nachwuchs

Für die Saison 2019/20 wollen sie ein „Junges Abo“ etablieren. Schüler, Studenten und Auszubildende sollen aus dem regulären Programm fünf bis sechs Theatervorstellungen und Konzerte frei auswählen können – zu besonders günstigen Preisen, versteht sich. Damit wollen Lindenberger und Vuk ein Angebot für eben jene schaffen, die sich im Büze derzeit relativ selten sehen lassen: junge Erwachsene. Zwar haben diese bereits jetzt die Möglichkeit, an der Abendkasse für gerade mal fünf Euro Karten zu kaufen, sie nutzen es jedoch kaum. „Unser Angebot ,Junges Büze’ für jüngere Schüler läuft hingegen super“, sagt Thomas Vuk. Das „Junge Abo“, so hoffen er und Jennifer Lindenberger, könnte da eine Lücke schließen, umso mehr, als das Programm für junges Publikum Interessantes bietet, im Februar etwa den Auftritt von Alexej Gerassimov und Kollegen – fünf jungen Musikern, die bei ihren Konzerten neben üblichen Schlaginstrumenten auch Kochtöpfe und Schlüsselbunde einsetzen.