Bund und Land fördern die Sanierung und den Umbau der Wagenhalle im Stuttgarter Norden mit 12,5 Millionen Euro. Insgesamt kostet das Projekt rund 30 Millionen Euro.

Stuttgart - Ein Kind unterm Weihnachtsbaum kann kaum mehr strahlen als OB Fritz Kuhn (Grüne). Eine gute Woche vor Heiligabend, am vergangenen Mittwoch, überreichte ihm Regierungspräsident Wolfgang Reimer die Bescheinigung dafür, dass Bund und Land die energetische Sanierung der Wagenhalle subventionieren – mit dem respektablen Betrag von 12, 4 Millionen Euro. Der Geldsegen kurz vor dem Fest kommt aus dem Programm des Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes in die Stadtkasse.

 

Die Gründe für den Zuschuss zur um die 30 Millionen teure Sanierung nennt Reimer: „An dem Bauwerk ist ein Teil der Stuttgarter Stadtgeschichte ablesbar. Mit Unterstützung von Land und Bund entsteht ein soziokulturelles Zentrum, das künftig noch mehr Menschen begeistern wird.“ Reim sieht in der Einrichtung den perfekten Gegenpol zu den Institutionen der Hochkultur wie Oper und Ballett, mit denen sich Stuttgart einen Namen gemacht hat.

Im Oktober komendes Jahr soll eröffnet werden

Start für die Sanierung der Wagenhalle, die 1895 gebaut und mehr als 100 Jahre zunächst als Werkstatt für Lokomotiven, später für Busse genutzt wurde, war im vergangenen Jahr. Derzeit steht die Halle ohne Dach da. Runter musste es, weil es für die Träger aus Walzstahl zu schwer war und durch eine leichtere Konstruktion ersetzt wird. Die über sechs Meter großen Tore, durch die die Loks zu den Wartungsstellen in die Halle rollten und die Fenster sind ebenfalls weg. Der Ersatz ist in Produktion. Auf der rund 10 000 Quadratmeter großen Grundfläche sollen spätestens 2019 rund 40 Künstler eingezogen sein. Bis es soweit ist, arbeiten sie in Containern in nächster Nachbarschaft.

Für den Atelierbereich in der Wagenhalle, einen Multifunktionsraum für Ausstellungen, Workshops oder Theater sowie ein Künstlercafé ist der Kulturverein Wagenhalle zuständig. Er beteiligt sich mit rund zwei Millionen Euro an der Sanierung. „Künftig brauchen wir nicht mehr für jede Veranstaltung eine Einzelgenehmigung einzuholen“, sagt Robin Bischoff vom Kunstverein. Von den Ateliers durch eine Brandschutzwand getrennt ist der Veranstaltungsbereich mit bis zu drei Bühnen und Platz für 2100 Zuschauer. Dafür zuständig ist der Kulturbetrieb Wagenhalle, der 4,4 Millionen Euro in den Innenausbau steckt. Eröffnung soll am 1. Oktober 2018 sein. Zuständig für die Sanierung und den Umbau ist das Stuttgarter Architekturbüro Atelier Brückner.

OB Kuhn überzeugt bei dem Projekt vor allem, dass der morbide Charme der früheren Werkstatt für Lokomotiven mit moderner Technik kombiniert wird. „Der ruppige Charakter des Gebäudes bleibt erhalten und wird mit zeitgenössischer Architektur kombiniert“, sagte er und konstatiert der Wagenhalle ein „riesiges kulturelles Potenzial“ und spricht von einem „elektrisierenden Bau“, einem „Hotspot“ der Kultur „der seinesgleichen“, suchen wird.