Am Donnerstag startet der Kulturwasen. Bis Ende August sind 50 Konzerte und 125 Kinovorstellungen für ein Publikum in Autos geplant. Auch am Flughafen gibt’s ein Festival. Wie funktionieren Live-Auftritte in Corona-Zeiten?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Stell dir vor, es klingelt an der Tür und ein vorlautes Beuteltier steht davor. Hört sich schräg an. Doch genau dies passiert in der Besteller-Verfilmung „Die Kängeru-Chroniken“, mit der am Donnerstag, 18.15 Uhr, der Kulturwasen eröffnet wird. Am 13. Juni startet ein zweites Konzertfestival für ein Publikum auf vier Rädern am Stuttgarter Flughafen. Hätte jemand Anfang des Jahres vorhergesagt, dass bei einer Premierenfeier mal alle Zuschauer in Blechkäfigen weggesperrt werden, man hätte gedacht, der Typ ist noch viel abgedrehter als das lustige Fantasie-Känguru von Autor Marc-Uwe Kling. Das Coronavirus ermöglicht nun aber Dinge, die man sich bisher nicht vorstellen konnte.

 

Wie viele dürfen ins Auto?

Nur zwei Personen pro Fahrzeug sind erlaubt, allenfalls Kinder aus dem eigenen Haushalt dürfen noch dabei sein. Eine Kasse vor Ort gibt es nicht. Man muss die online bestellten Karten durch das geschlossene Autofenster zum Scannen vorzeigen. Aufs Veranstaltungsgelände kommt man über die Talstraße oder die Benzstraße. Reservierte Parkplätze gibt es nicht. Man wird von Ordnern eingewiesen, kann aber die Veranstaltung vorzeitig verlassen, weil für alle Fahrzeuge der Weg offen bleibt. Bis zu 1000 Autos sind an einem Abend erlaubt. Essen und Getränke kann man mitbringen oder man bestellt Pakete mit Chips oder Popcorn sowie Bier oder Alkoholfreies online vor und holt es in einer eigenen Spur unweit der Fruchtsäule ab. Das Auto darf man für einen Toilettengang nur einzeln mit Maske verlassen.

Wird es Lockerungen geben?

Möglicherweise wird in Kürze auf dem Wasen erlaubt, dass Personen aus jeweils zwei Haushalten in einem Auto sitzen dürfen, also auch vier oder fünf Zuschauer. Die Stadt Stuttgart muss dies aber noch genehmigen. „Vorerst gelten die strengen Vorgaben“, sagt Christian Doll von C 2 Concerts, mit Chimperator der Hauptveranstalter. Beim Festival „Live Sommer 2020“ am Flughafen dürfen schon jetzt vier Personen aus zwei Haushalten in einem Fahrzeuge sitzen. Mit einem vorzeitigen Ende des Festivals rechnet Doll auch bei weiteren Lockerungen im Kulturbereich nicht. Im August, so munkelt man, sollen bei niedrigen Infektionszahlen Veranstaltungen mit bis zu 1000 Zuschauer möglich sein. „Unsere Großkonzerte werden wohl alle ausfallen bis Ende des Jahres“, sagt Doll, „deshalb können wir den Kulturwasen auch bis über Ende August verlängern.“ Der Vorverkauf läuft gut. „Die Leute freuen sich sehr auf die Rückkehr der Kultur“, sagt der Veranstalter.

Was sind die Höhepunkte?

Live treten auf: Joey Kelly am 4. Juni, Tim Bendzko am 5. Juni, Revolverheld am 12. Juni, die Pochers am 13. Juni, Caveman am 14. Juni, Sido am 15. Juni, die Füenf am 19. Juni, Hazel Brugger am 20. Juni, Heinrich Del Core am 21. Juni, Arnd Zeigler am 24. Juni, SDP am 4. Juli, Bülent Ceylan am 12. Juli, die Orsons am 17. Juli. Das Kinoprogramm, das von Art Filmtheater ausgewählt wird und oft schon nachmittags beginnt, findet man unter www.kulturwasen.de. Weitere Veranstaltungen sind geplant mit der Staatsoper, dem CSD, dem SWR und Musicalsängern.

Wie groß ist die LED-Wand?

Die Bühne, die mit der Leinwand seit dem Wochenende aufgebaut wird, befindet sich auf einer Höhe von dreieinhalb Metern, so dass die Sicht auch in den hinteren Reihen gut ist. Die LED-Wand ist 240 Quadratmeter groß. Für One-Man-Show kann auch ein Gerüststuhl genutzt werden. Das technische Team besteht aus acht Personen, die Masken tragen müssen – wie auch alle Helfer backstage. Fürs Catering der Künstler ist das Wizemann zuständig.

Wie kann man zuhören?

Eine Beschallungsanlage von der Bühne nach außen gibt es nicht, sodass Zaungäste und Anwohner nichts hören können. Cabrios sind übrigens nur mit geschlossenem Verdeck erlaubt. Autofenster dürfen nur zu 80 Prozent geöffnet werden. Besucher hören den Sound der Veranstaltung über das eigene Autoradio per UKW-Frequenz. Es muss also der Empfang von UKW/FM vorhanden sein. Alternativ kann man ein portables UKW-Radio mitbringen. Die UKW-Frequenz wird auf der LED-Leinwand sowie auf Plakaten auf dem Veranstaltungsgelände bekannt gegeben. Hunde dürfen nicht mitgebracht werden. Wer kein eigenes Auto hat, kann sich eines auch ausleihen.

Wie wird geklatscht?

In fast allen Autokinos hat sich bei Konzerten sowie Auftritten von Comedians die Praxis durchgesetzt, dass mit der Hupe oder Lichthupe geklatscht wird. Um die Anwohner vom Lärm zu verschonen, gibt es eine Applaus-App, die erstmals beim Auftritt von Joey Kelly am 4. Juni eingesetzt wird. Beim Kino ist dies nicht vorgesehen. Mit der App kann man Kommentare und Beifallsbekundungen auf der LED-Leinwand anzeigen.