Bei einem Gespräch mit Schulleitern und Personalvertretungen am Sillenbucher Geschwister-Scholl-Gymnasium wird Kultusministerin Susanne Eisenmann mit konkreten Problemen im Schulalltag konfrontiert – und räumt Versorgungsmängel ein.

Stuttgart - Für Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ist ihr Besuch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Stuttgart-Sillenbuch ein Déjà-vu: „Ich bin hier zur Schule gegangen – es hat sich wenig verändert“, stellt sie am Montag bei ihrer Bildungstour vor Stuttgarter Schulleitern und Personalräten fest. Die lachen, auch wenn der Sanierungsstau nicht lustig ist. Viel verändert hat sich aber inhaltlich bei der Arbeit an den Schulen. Das erfährt die Ministerin bei mehreren Unterrichtsbesuchen – am Morgen in der Altenburg-Gemeinschaftsschule auf dem Hallschlag – und abends im Gespräch mit den Schulleitern. Diese fordern dringend Nachbesserungen.

 

„Es gibt so viele zusätzliche Aufgaben, aber kaum Entlastung“, sagt Petra Wagner vom Wagenburg-Gymnasium. „Eine Aufstockung würde uns unglaublich viel weiterhelfen.“ Damit rennt die Schulleiterin bei der Ministerin offene Türen ein. „Sie haben absolut recht“, sagt Eisenmann, „die Kürzung des Entlastungskontingents um 14 Prozent in der letzten Legislaturperiode hat voll reingehauen, das muss wieder zurückgenommen werden.“ Im nächsten Doppelhaushalt werde man damit beginnen. Sie räumt ein: „Alles, was über den regulären Unterricht hinausgeht, decken wir nicht ausreichend ab.“ Eine Korrektur sei „überfällig“. Doch Überlastung spüren nicht nur die Gymnasialleiter. Michael Hirn, der geschäftsführende Leiter der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), wünscht sich eine ausreichende Zahl von Sonderpädagogen. Doch die sind knapp. Erneut mussten befristete Kräfte aushelfen. Zudem sei eine Erhöhung der Leitungszeit an den Sonderschulen nötig, da diese sich auch um die zunehmende Zahl an Inklusionsschülern kümmerten, die Regelschulen besuchten. „Gibt’s eine konkrete Idee, wie und wann Sie das ausgestalten?“, fragt Hirn.

Auch an den Sonderschulen reicht das Personal nicht aus

Eisenmann sagt zwar: „Ja, das müssten wir verbessern.“ Doch wie und wann, bleibt sie schuldig. „Wir sehen, dass die SBBZ weiter stark nachgefragt sind“, meint sie. In Stuttgart sind aber die Förderschulen so geschrumpft, dass eine Fusion ansteht.

Felix Winkler, der geschäftsführende Leiter der gewerblichen Schulen, mahnt mehr Unterstützung bei der Förderung von Flüchtlingen in den Berufsschulen an. Auch ihm gibt Eisenmann recht und verspricht eine differenziertere Sprachförderung. „Das Deutsch muss zumindest so sein, dass ich einen Auftrag entgegennehmen kann – sonst funktioniert es nicht“, meint sie.

Telefondienst machen, Pflaster verteilen, EDV betreuen – alles nebenher

Mehr Ressourcen fordern Schulleiter und Personalräte auch in punkto Verwaltungsaufgaben und technischer Unterstützung. Denn, so Stefanie Lenuzza von der Körschtal-Gemeinschaftsschule: „Vor lauter Verwaltung kommt man kaum noch zum Pädagogischen.“ Ihre Kollegin Elke Schuster von der Grundschule Gaisburg ergänzt: „Ich mache Telefondienst, verteile Pflaster, ich bin eine sehr gut bezahlte Schulsekretärin.“ Und EDV-Netzbetreuung werde oft quasi ehrenamtlich von den Lehrern erledigt. Dabei räumt auch Eisenmann ein: „Wir brauchen unsere Lehrer wirklich im Fachunterricht.“ Systemadministratoren müssten ja nicht Lehrer sein. Und Sekretariats- und Hausmeisteraufgaben – „das können die Kommunen leisten“.