Mit neuen Vorgaben will das Kultusministerium die Durchlässigkeit zwischen den Schularten erhöhen. Doch die Opposition warnt vor Gleichmacherei. Die Regierung plant eine breite öffentliche Diskussion darüber, was Schüler lernen sollen.

Die Gymnasiallehrer haben offenbar gewonnen. Bei der Reform der Bildungspläne wird das achtjährige Gymnasium ein eigenes Kompendium erhalten. Das hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bereits am Wochenende beim Landesparteitag angekündigt. Da könne er „alle Freunde des Gymnasiums beruhigen“, die Schulart werde nicht in der Gemeinschaftsschule aufgehen. Gestern zog die SPD-Kultusministerin nach. Es gehe gar nicht ohne einen eigenen Bildungsplan für das Gymnasium, schon allein wegen der achtjährigen Schulzeit, erklärte Gabriele Warminski-Leitheußer. „Das hat für mich nie in Zweifel gestanden“, sagte die Ministerin. Die Rektoren hatten zu Beginn der Diskussion öffentlich befürchtet, der gymnasiale Bildungsplan werde lediglich auf den gemeinsamen Plan für alle anderen Schularten aufgesetzt.

 

Gestern wurde das Vorhaben konkreter. Neben den Vorgaben für das achtjährige Gymnasium soll es einen gemeinsamen Plan für die anderen Schularten geben. Dieser soll auch gymnasiale Standards enthalten und erstreckt sich auch auf die gymnasiale Oberstufe, allerdings in der neunjährigen Ausprägung.

Auch in der Gemeinschaftsschule gibt es Unterschiede

Im Sinne der Bildungsgerechtigkeit sei ein gemeinsamer Bildungsplan notwendig, betonten die Ministerin und ihre Amtschefin Margret Ruop. Er soll Schülern den Wechseln zwischen den Schularten erleichtern. Zurzeit gibt es in den unterschiedlichen Schularten unterschiedliche Fächerverbünde, was Schulwechsel erschwert. „Das wird sich mit dem neuen Bildungsplan ändern“, sagte Ruop. Vor allem für die Gemeinschaftsschule, in der Schüler aller Schularten gemeinsam unterrichtet werden sollen, ist ein gemeinsamer Plan unerlässlich. Für die gemeinsamen Standards werden unterschiedliche Leistungsniveaus definiert, die etwa den Schularten entsprechen.

Der Prozess zur Erneuerung der inzwischen acht Jahre alten Bildungspläne soll am 19. Dezember offiziell gestartet werden. Vorgesehen ist eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit. Das Vorhaben soll ein Pilotprojekt in der Bürgerbeteiligung der grün-roten Landesregierung werden. Immerhin werde darin festgelegt, was Schüler im Bildungsverlauf lernen sollten, erklärte Ruop. „Das ist eine gesellschaftliche Angelegenheit“. Für Februar ist eine entsprechende Internetplattform angekündigt.

Doch auch bei den Bildungsplänen sind der Bürgerbeteiligung Grenzen gesetzt. Am Ende werden die Pläne von Fachleuten aufgestellt, betonten Warminski-Leitheußer und Ruop. Bereits im Schuljahr 2013/14 soll eine erste Arbeitsfassung erprobt werden. Für den Herbst 2015 wird damit gerechnet, dass die Endfassung zum Einsatz kommt.

Zweite Säule neben dem Gymnasium

Die FDP wertet es als Teilerfolg, dass die Ministerin von ihrem ursprünglichen Vorhaben eines einzigen gemeinsamen Bildungsplans abrücke. Doch sei dies kein Grund zur Entwarnung. Die FDP halte am gegliederten Schulwesen fest, während die Regierung die anderen Schularten neben dem Gymnasium in einer zweiten Säule zusammenfassen will. Die CDU dagegen warnt, die „geplante Gleichmacherei in den Schulen nimmt immer klarere Formen an“. Andererseits zeige sich, dass es an den Gemeinschaftsschulen nur ein „abgespecktes Fachangebot“ geben könne.

Dagegen tritt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für einen gemeinsamen Bildungsplan für alle Schularten ein.