Die Staatssekretärin Marion von Wartenberg hat zwei Kindertageseinrichtungen in Waiblingen besucht. Den Mangel an Fachkräften, gerade auch an männlichen, sieht sie ebenso als Thema wie die Sprachförderung.

Waiblingen - Die Frau Staatssekretärin hat vorab ein bisschen gespickelt. Als Waiblingens Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr am Mittwochmorgen mit Fachleuten aus dem Bereich Bildung und Erziehung in der Kindertageseinrichtung Obsthalde in Waiblingen-Beinstein eintrifft, steht Marion von Wartenberg schon im Bauraum der Kita und unterhält sich mit zwei Kindern. „Ich war 30 Minuten zu früh da“, erzählt die Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport. Und sagt dann: „Die Kinder hier lassen sich von mir nicht stören und durch nichts aus der Ruhe bringen, sie sind sehr geerdet.“

 

Rund 100 Kinder besuchen die Kita

Zwei städtische Kindertageseinrichtungen will Marion von Wartenberg sich an diesem Vormittag in Waiblingen anschauen: die Obsthalde und die Kita Taubenstraße in Neustadt. Bei beiden handelt es sich um große Einrichtungen mit jeweils rund 100 Kindern, von denen wiederum jeweils ungefähr 30 unter drei Jahre alt sind. Die Staatssekretärin will bei ihrem Rundgang „Anregungen und Kritik sammeln“. Zum Beispiel dazu, wie die Regierung künftig mit dem Thema Sprachförderung verfahren soll. Der stellvertretenden Leiterin der Kita Obsthalde, Judith Wild, stellt die Staatssekretärin in Aussicht, dass das Bewilligungsverfahren im Bereich der frühkindlichen Sprachförderung (SPATZ) vereinfacht wird, dass es kleinere Gruppen geben wird und dass das Land für die Fortbildung wie auch die Teamentwicklung Mittel zur Verfügung stellen werde. Zudem entscheide in Zukunft das Urteil der Erzieher darüber, ob Kinder ein drittes Jahr der Sprachförderung benötigten und nicht, wie bisher, das Gesundheitsamt im Zuge der Einschulungsempfehlung. Insgesamt sehe sie bei der Sprachförderung noch Handlungsbedarf, sagt von Wartenberg. Gerade im Hinblick auf bildungsferne Elternhäuser „müssen wir noch nachsteuern“.

Im Werkraum der Kita hantieren Robin und Jana mit Hammer, Nägeln und Schleifpapier. „Es geht darum, dass die Kinder Werkzeug in die Hand nehmen und Erfahrungen damit machen“, erklärt Judith Wild. Eine Kollegin mit Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin steht den Junghandwerkern zur Seite. Dass nicht ausschließlich Erzieher in einer Kita arbeiten können, ist das Ergebnis des erweiterten Fachkräftekatalogs. Er ermögliche „multiprofessionelle Teams, die sich ergänzen“, sagt Christiane Dürr. Und er hilft, den Mangel an Fachkräften zu lindern. „In Baden-Württemberg fehlen rund acht- bis elftausend Fachkräfte“, sagt von Wartenberg.

Grundschullehrerin im Kindergarten

Zum Obsthalde-Team gehört auch Corina Barth, die im Atelier mit drei Kindern Blumen aus buntem Karton bastelt. Corina Barth ist Grundschullehrerin, arbeitet seit zwei Monaten in der Obsthalde und sagt: „Ich bin zuständig für die Anbahnung des Lesens. Wenn Kinder Interesse an Buchstaben haben, helfe ich ihnen.“

Eine große Krux im Kindergarten- und Grundschulbereich sei der geringe Anteil von Männern, sagt Marion von Wartenberg. Im Kindergarten Taubenstraße, der nächsten Station ihres Besuchs, herrscht hingegen laut Christiane Dürr „ein Männeranteil, der sich sehen lassen kann“ – vier Männer gehören derzeit zum Team. Dessen Leiterin Laura Kerbel betont, seit dem Bau des Kindergartens im Jahr 1968 habe sich der Blick auf das Kind grundlegend gewandelt. Immer wieder sei Umdenken gefragt, so zum Beispiel bei den unter Dreijährigen: „Wir hatten geplant, dass alle 20 Kinder in einem Raum frühstücken, aber das war zu viel. Wir mussten reagieren und nun wird in zwei Räumen gefrühstückt.“