Ärger bei vielen Volksbank-Kunden: Nach der Fusion zur VR-Bank Neckar-Enz sollen rund 30 000 Kunden ihre Bankdaten selbst ummelden. Manche erwägen offenbar einen Wechsel. Denn nicht alle Banken wickeln Fusionen auf diese Weise ab.

Bönnigheim - Wir machen den Weg frei“, ist einer der bekanntesten Werbesprüche der Volksbanken-Raiffeisenbanken. Mancher Kunde er Volksbank Freiberg und der Enztalbank haben diesen Slogan scherzhaft umgedichtet in „Wir machen Euch Arbeit“ oder gar „Wir kassieren – und Ihr habt den Ärger“. Die beiden Volksbanken haben sich – Stichtag 21. Juni – mit der VR-Bank Stromberg-Neckar zusammengeschlossen zur neuen VR-Bank Neckar-Enz. Das Einzugsgebiet reicht von Mühlacker-Dürrmenz im Westen bis Ludwigsburg-Eglosheim im Osten, vom Vaihinger Stadtteil Riet im Süden bis Pfaffenhofen (Kreis Heilbronn) im Norden. Die Kundenzahl wuchs auf 60 000.

 

Rund die Hälfte davon, Kunden der beiden Juniorpartner, erhielten flugs Post von der neuen Bank, mit einer Bitte, die manchen ziemlich geärgert hat: ab jetzt gelte eine neue Bankleitzahl beziehungsweise IBAN-Nummer. „Bitte informieren Sie alle Institutionen, Vereine und Unternehmen, die Zahlungen als Gutschriften und/oder Lastschriften auf Ihr Konto vornehmen“, hieß es. „Wenn die Banken fusionieren und Geld verdienen, wieso sollen wir dann die ganze Arbeit haben“, fragte sich mancher Kunde – namentlich genannt werden. Die Bank könne doch wenigstens Listen verschicken mit den Institutionen, denen man die Änderung mitteilen muss. Manch einer, so ist zu hören, habe sich schon bei einer Volksbank in der Nachbarschaft umgehört, ob er nicht dorthin wechseln könne.

Lücken auf der Homepage

Passend zur Kritik am Service sind auch kleine Lücken im Angebot der VR-Bank Neckar-Enz im weltweiten Netz. Bei den häufig gestellten Fragen zur Fusion tauchte auch auf: „Was passiert mit Rechnungsvordrucken, welche die alte Bankverbindung bzw. den alten Banknamen enthalten?“. Die Antwort blieb die Bank aber noch bis vor einigen Tagen schuldig – inzwischen wurde die Antwort ergänzt.

Besonders viele Beschwerden über das Vorgehen seien bei seiner Bank nicht eingegangen, sagt Alexander Schmid, Sprecher der fusionierten VR-Bank. Im Netz fänden die Kunden Formulare zur Weitergabe über die neuen Bankdaten an Institutionen, „die kann man sich dort problemlos runterziehen“. Es sei für die Bank „vom Aufwand her kaum zu bewerkstelligen“, alle Informationen zu den Zahlungen der Kunden selbst zu recherchieren.

„Dem Kunden so leicht wie möglich machen“

Benachbarte Volksbanken bevorzugen eine andere Kundenpolitik. Etwa die Volksbank Stuttgart, die im Jahr 2010 mit der Volksbank Rems fusionierte – zur mit 285 000 Mitgliedern größten Volksbank im Südwesten. Die Stuttgarter Bankleitzahl galt auch für die Kunden aus dem Nachbarkreis. Dafür habe man den rund 80 000 betroffenen Kunden den bestmöglichen Service geboten, erläutert der Pressesprecher der Volksbank Stuttgart, Matthias Layher. Die Bank habe so viel wie möglich maschinell umgestellt. Wer manuell ummelden musste, habe vorfrankierte Umstellungsvordrucke erhalten, Vereinen und Firmen habe man Stempel mit der neuen Bankverbindung fürs Briefpapier geschickt. Ähnlich würde man bei der Volksbank Ludwigsburg vorgehen, erläutert deren Pressesprecher Bernd Weisheit – allein: die letzte Fusion liege viele Jahre zurück. „Der Kunde kann nichts dafür, man sollte es ihm so leicht wie möglich machen.“ Allerdings stünden bei Fusionen, die hohen Kosten für den Extra-Service in einem Zielkonflikt zu Einsparungen.

Ein Trostpflaster hat Alexander Schmid von der VR-Bank Neckar-Enz dann doch noch parat. Buchungen, die noch mit den alten Bankdaten getätigt würden, leite man während einer Übergangsfrist von fünf Jahren automatisch auf das entsprechende Konto weiter. „Dann sollte die Umstellung für alle leistbar sein.“