Ausgerechnet an einem historischen Datum darf ein Neonazi-Marsch in Bielefeld stattfinden. Das zieht ganze 14 Gegendemos nach sich, 230 Rechtsextreme stehen 10 000 Gegendemonstranten gegenüber.

Bielefeld - Tausende Demonstranten sind am Samstag in Bielefeld gegen einen Neonazi-Marsch auf die Straße gegangen. Man halte die etwa 230 Teilnehmer aufseiten der Partei Die Rechte und die rund 10 000 Beteiligten von insgesamt 14 Gegendemos mit zahlreichen Sperrungen auseinander, sagte eine Polizeisprecherin. Bis zum späten Nachmittag blieb es relativ ruhig. Es habe lediglich kleine Störungen gegeben.

 

Die Rechte hatte ausgerechnet zum 81. Jahrestag der nationalsozialistischen Novemberpogrome zu Ehren einer inhaftierten, mehrfach verurteilten Holocaust-Leugnerin zu einem Marsch durch Bielefeld aufgerufen. Die Polizei war mit rund 1000 Kräften aus ganz Nordrhein-Westfalen vor Ort. Man habe den Rechten Äußerungen untersagt, die zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstacheln oder den öffentlichen Frieden stören könnten, und dem Versammlungsleiter eine Liste verbotener Parolen zugestellt.

CDU-Mann nennt Demo „Schande“

Gewerkschaften, Kirchen, Verbände und Parteien zeigten unter dem Motto „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ gemeinsam Flagge gegen die Neonazis. Unter den verschiedenen Gegendemos gab es auch einen Fahrradkorso.

Das Verwaltungsgericht Minden hatte Ende September eine Verfügung des Polizeipräsidiums Bielefeld kassiert, den Aufzug wegen des „historisch belegten Gedenktages“ der Pogromnacht vorzuverlegen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte die Versammlung an dem historischen Datum „eine Schande“ genannt und von „purer Provokation rechter Spinner“ gesprochen.