Auf dem Schiller- und dem Schlossplatz ist am Samstag kontrovers protestiert worden. Anders als noch im März 2014 prallten die Lager aber dieses Mal nicht aufeinander. Die Polizei zeigte Präsenz.

Stuttgart - Zwei Plätze, zwei Welten: Auf dem Schiller- und dem Schlossplatz hat es am Samstag zwei Demonstrationen mit höchst unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Positionen gegeben. Während auf dem Schillerplatz bei der „Demo für alle“ knapp 1000 Personen gegen „die Sexualisierung unserer Kinder im Bildungsplan der Landesregierung“ protestierten, zeigten auf dem Schlossplatz mehr als 500 Demonstranten Flagge für ein buntes Stuttgart und gegen „rassistische und homophobe Strömungen“. Dazwischen standen rund 300 Polizeibeamte, um beide Lager voneinander zu trennen. Zu Zwischenfällen kam es im Gegensatz zu früheren Demonstrationen zum Thema nicht. Vor und während des Protests wurden nach Angaben der Polizei fünf Platzverweise erteilt und Gegenstände beschlagnahmt.

 

Absperrgitter gegen Zusammenstöße

Auf dem Schlossplatz bestimmten gegen 14 Uhr Transparente mit der Aufschrift „Stop Homophobia“, „Komm zur bunten Seite der Macht“ und „Die Welt ist farbenfroh“ die Szenerie. Rund um das Schillerdenkmal wurden hingegen Plakate mit Aufschriften wie „Indoktrination stoppen“, „Keine sexuellen Experimente“ und „Vater, Mutter, Kinder – Familie voran!“ hochgehalten. Redner auf dem von der Polizei weitgehend mit Sperrgittern abgeriegelten Platz forderten die Landesregierung auf, „das Elternrecht zu wahren“. Das Land wolle die sexuelle Vielfalt als Leitperspektive im Bildungsprogramm verankern und damit „unsere Kinder überfordern“, betonten Redner des aus zahlreichen konservativ-christlichen Gruppen bestehenden Bündnisses. Man lasse sich das Bildungssystem aber auf keinen Fall von Grün-Rot zerstören, hieß es lautstark.

Zur gleichen Zeit traten die Demonstranten auf dem Schlossplatz bei der Kundgebung gegen „ Rassismus und Homophobie“ „für einen offenen Umgang mit Sexualität und gleichgeschlechtlichen Beziehungen“ ein. Auf den „sogenannten Demos für alle“ werde wie bei Pegida „Stimmung gegen Homosexuelle, Flüchtlinge und Muslime“ gemacht. Stuttgart müsse aber eine Stadt der Willkommenskultur für alle Menschen sein und bleiben. „Für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit darf bei uns kein Platz sein“, sagte eine Rednerin unter großem Beifall.

Demozug ohne Zwischenfälle

Gegen 16 Uhr spitzte sich die Lage laut Polizei etwas zu, weil Demonstranten des bunten Bündnisses unter lautstarkem Protestrufen am Schillerplatz den Ausgang zur Planie blockierten. Daraufhin sperrte die Ordnungsmacht alle Durchgänge zwischen Altem und Neuem Schloss, um den Bildungsplangegnern den Weg für ihre Demonstration durch die City zu ebnen. Gegen 16.30 Uhr setzte sich der Zug vom Schillerplatz aus über die Dorotheenstraße in Bewegung. Über den Charlottenplatz, die Konrad-Adenauer-Straße und den Gebhard-Müller-Platz zog die „Demo für alle“ dann mit starker Polizeipräsenz zum Staatstheater, wo die der Protestzug kurz nach 17 Uhr eintraf. Während der Demonstration kam es zu Verkehrsbehinderungen, weil die Bundesstraße 14 zwischen dem Charlottenplatz und dem Gebhard-Müller-Platz zeitweise in beide Richtungen gesperrt werden musste. Unterwegs gab es laut Polizei immer wieder Provokationen durch Gegendemonstranten.