Museen und Galerien sind schon seit Monaten geschlossen. Eine gemeinsame Aktion der Galerie Stihl und der Gruppe Art U Zehn bringt jetzt Kunst an Waiblingens Straßen.

Waiblingen - Zu zweit ein Bild zu malen – das ist gar nicht so einfach, selbst wenn man eine stattliche Fläche von 3,60 auf 1,80 Meter zur Verfügung hat. Zwölf Mitglieder der Waiblinger Künstlergruppe Art U Zehn haben das Experiment dennoch gewagt und jeweils im Duo sechs große Banner aus Planen künstlerisch mit Acrylfarbe bearbeitet. Die gute Nachricht Nummer eins: alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind immer noch miteinander befreundet. Die gute Nachricht Nummer zwei: das Ergebnis des von der Galerie Stihl angeregten Kunstexperiments kann nun jeder, der die Waiblinger Stadtgrenzen passiert, mit eigenen Augen sehen.

 

Denn die sechs Kunstwerke im XXL-Format hängen jetzt an den Stadteingängen – dort, wo sonst die Galerie Stihl für ihre laufenden Ausstellungen wirbt. Wegen der coronabedingten über Monate dauernden Schließung der Galerie hatten die für sie reservierten Flächen in den vergangenen Monaten ein eher trauriges Bild abgegeben. Das wollte das Team um die Galerie-Leiterin Anja Gerdemann ändern und mit schönen Platzhaltern gleichzeitig die lokale Kunstszene unterstützen.

Banner im XXL-Format

So klopfte das Team also bei der ortsansässigen Künstlergruppe Art U Zehn an. Dieser stellte die Galerie sechs große Banner von früheren Ausstellungen zur Verfügung und gab ihnen noch drei Slogans mit auf den Weg, zum Beispiel „Kraftfeld der Kunst und Kultur“. „Die Slogans waren aber nicht verpflichtend, und es gab auch keine Motivvorgaben“, sagt Susanne Hermann, die vonseiten der Galerie das Projekt betreut hat: „Die Künstlerinnen und Künstler konnten sich in ihrer Kreativität frei entfalten und sind ganz intuitiv an die Bannergestaltung herangetreten.“

Das Ergebnis ist entsprechend abwechslungsreich, mal abstrakt, mal eindeutig mit Waiblinger Ortsbezug, beispielsweise in Form des Beinsteiner Torturms. Und auf dem Banner, das am Ortseingang nahe des Remsparks steht, ist neben tanzenden und spielenden Kindern und vielen Seifenblasen im Hintergrund der Spielplatz beim Talauensee zu erkennen. Als Vorlage diente hier ein Foto des Enkelkinds von Ursula und Michael Schäfer, die sich zusammen ein Banner vorgenommen hatten. „Man muss sich irgendwie einig werden, sagt Ursula Schäfer über das Malen im Duett, „am Anfang herrschte schon eine gewisse Skepsis, ob das klappt. Aber es hat Spaß gemacht, und hinterher waren alle richtig aufgekratzt.“

Andreas Hesky: „Aushängeschild für Waiblingen“

Auch Bettina Wyderka und Andrea Steinmeyer haben gut zusammengeschafft, das von ihnen gestaltete Banner hängt an der Ecke von Badstraße und Talstraße nahe des Reitvereins. „Wir haben ohne Plan losgelegt und das Banner erst mal ganz wild mit Farbe bearbeitet“, berichtet Bettina Wyderka. Irgendwann erschien dann eine Art Engelsgestalt im rechten Bereich des Banners, welche die zwei Künstlerinnen in der Folge herausarbeiteten und ergänzten.

„Ein Aushängeschild für Waiblingen“ seien die Banner, lobte der Oberbürgermeister Andreas Hesky – die Entscheidung, welches Kunstwerk wo aufgehängt wird, war „Chefsache“. Weil es für die Galerie Stihl wie andere Museen derzeit noch keine Öffnungsperspektive gebe, werden die von Art U Zehn gestalteten Banner wohl zumindest noch für einige Wochen hängen.