In Haarlem und Antwerpen erlebte die Druckgrafik eine Blütezeit. Jetzt bringt Backnang die Meisterwerke dieser Ära ins Rampenlicht. Welche Geschichten verbergen sich dahinter?

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Das städtische Graphik-Kabinett in Backnang widmet seine neue Ausstellung den beiden pulsierenden Zentren manieristischer Druckgrafik nördlich der Alpen: Haarlem und Antwerpen. Unter dem Titel „Ruhm, Erkenntnis und Vergänglichkeit – Druckgraphik aus Haarlem und Antwerpen“ werden vom 21. März an Werke präsentiert, die eine Epoche voller Experimentierfreude und künstlerischer Ambition lebendig werden lassen.

 

Zum Auftakt der Schau geben die Kuratoren Simone Scholten und Peter Daners in einem Lichtbildvortrag Einblicke in die Hintergründe der ausgestellten Werke. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr, die Ausstellung läuft bis zum 6. Juli

Hendrick Goltzius, Porträt Dirck Volkertszoon Coornhert, 1591, Kupferstich Foto: Graphik-Kabinett Backnang

Im Zentrum der Ausstellung steht der niederländische Maler und Zeichner Maarten van Heemskerck (1498–1574), der nach seiner Rückkehr aus Italien die Druckgrafik im Norden maßgeblich veränderte. Inspiriert von den Arbeitstechniken großer italienischer Meister wie Raffael oder Michelangelo, die bereits mit spezialisierten Kupferstechern und Verlagshäusern zusammenarbeiteten, führte van Heemskerck diese Praxis in seiner Heimat ein. Damit schuf er die Basis für den rasanten Erfolg der Druckgrafik in den Niederlanden.

Während Künstler wie etwa Albrecht Dürer oder Lucas van Leyden ihre Druckplatten noch eigenhändig anfertigten, setzte van Heemskerck damals auf arbeitsteilige Produktion: Zeichner, Kupferstecher und Verleger arbeiteten Hand in Hand, um ein breites Publikum zu erreichen.

Heemskercks Werke – sie waren oft von humanistischen Denkern wie Hadrianus Junius oder Dirck Volkertszoon Coornhert inspiriert – vereinten moralische Botschaften mit einer expressiven, oft dramatischen Bildsprache. Rund 600 Blätter umfasst das Oeuvre des Meisters – ein Schatz, der in Backnang nun in eindrucksvoller Weise zu sehen ist.

Ein Streifzug durch die Druckkunst des Manierismus

Neben Heemskercks Werken bietet die Ausstellung einen Überblick über die Entwicklung der Druckgrafik bis ins Barockzeitalter. So zeigt sich, wie Künstler wie Hendrick Goltzius das Medium weiterentwickelten und kunstvoll in Szene setzten.

Besucher können sich auf filigrane Kupferstiche, kraftvolle Radierungen und detailreiche Kompositionen freuen, die einst europaweit Verbreitung fanden und die Vorstellungskraft ihrer Zeit prägten, heißt es im Ankündigungstext der Stadt. Die Ausstellung öffne ein Fenster in eine Epoche, in der Kunst nicht nur repräsentierte, sondern auch belehrte – und deren Werke bis heute faszinierten.