Warum liegt in Göppingen im Oberhofenpark ein künstliches Herz? Und was sagt Stefan Strumbel dazu, das enfant terrible der süddeutschen Kunstszene ?

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Stefan Strumbels Herz schlägt in Göppingen. Das gilt zumindest für die neueste Arbeit des als Enfant terrible der süddeutschen Kunstszene gehandelten Künstlers aus Offenburg, die Strumbel auf Einladung des Kunstvereins Göppingen im hiesigen Oberhofenpark als Leihgabe platziert hat. „Das kalte Herz“ lautet der Name der großformatigen Stahlskulptur, die bereits in der Kunsthalle zu sehen war.

 

Von Hauffs kaltem Herz beeinflusst

Früher hat er Züge besprüht, danach hat er es mit popartig verfremdeten Kuckucksuhren in die Sammlungen von Hubert Burda und Karl Lagerfeld geschafft. Neuerdings gibt sich Stefan Strumbel eher nachdenklich und sozialkritisch. In seiner Arbeit „Das kalte Herz“ verfestige sich das Bild einer Gesellschaft, die ihre soziale Komponente gegen das Kapital eingetauscht habe, lässt sich der Hutträger vom Göppinger Kunstverein zitieren. Gleichzeitig möchte Strumbel seine Arbeit offenbar auch als geistige Anleihe beim Märchendichter Wilhelm Hauff („Das kalte Herz“ ist in Hauffs Märchenalmanach von 1828 erschienen) verstanden wissen. Eine Geschichte, in der ein armer Köhlersohn aus Gier nach Geld und Anerkennung sein Herz gegen einen gefühllosen Stein eintauscht und die der Stuttgarter Theatermacher Armin Petras vor wenigen Spielzeiten symbolreich auf die Bühne des Staatstheaters projizierte.

Vom Mythos um Barbarossa berührt

Der hiesige Kunstverein stellt Strumbels Arbeit auch noch in einen besonderen Göppinger Bezug. So habe sich der Künstler auf dem Hohenstaufen den Mythos von Barbarossa und dessen für immer verlorenes Herz nach des Kaisers Tod auf dem Kreuzzug im Jahr 1190 erzählen lassen.

Während Strumbel bereits in einem Rottweiler Atelier an seiner Skulptur arbeitete, hatte er die Göppinger im vergangenen Oktober bereits zu der Performance „Spende Blut“ in die Stadthalle eingeladen und damit versucht, das Interesse für die von ihm bestückte Jahresausstellung des Kunstvereins „Handle with care“ in der Kunsthalle zu wecken.

Oberhofenpark statt Spitalplatz

Auch für Kunst im öffentlichen Raum macht sich der Göppinger Kunstverein stark – auf dem Spitalplatz bereits seit 25 Jahren. Bis zu ihrem Ankauf durch die Kreissparkasse und dem Umzug vor deren neues Göppinger Hauptgebäude wurde dort die Skulptur „Zibonike“ von dem aus Ravensburg stammenden Stahlbildhauer Robert Schad präsentiert.

In Kirkebys Dunstkreis

Weil sich aber Strumbels Herz aus rostbraunem Stahl nicht mit dem grauen Steinbelag auf dem Spitalplatz vertrage, wie Veronika Adam vom Kunstverein meint, habe man nach einer neuen Bühne im öffentlichen Stadtraum gesucht und sei im Oberhofenpark fündig geworden. Adam zeigt sich begeistert von dem spannungsgeladenen Standort, der in Sichtweite zur Oberhofenkirche liegt und nur wenige Schritte von Per Kirkebys „Backsteinskulptur“ entfernt ist, die 1992 auf der Verkehrsinsel am Theodor-Heuss-Platz entstand.