Außer einer kleinen Tafel erinnert heute nichts mehr daran, dass Oskar Schlemmer eine Zeit lang in einem Atelier im Rückgebäude eines Hauses an der König-Karl-Straße arbeitete. Dort entstanden die Figurinen für das Triadische Ballett.

Bad Cannstatt - In der Stuttgarter Innenstadt kommt man an Oskar Schlemmer zurzeit kaum vorbei: Große Plakate zieren nicht nur die Staatsgalerie, wo derzeit Werke des Künstlers gezeigt werden. Außerdem weisen pinkfarbene Sprüche auch an anderen Stellen auf dem Gehweg auf die Schau hin, bei der neben Gemälden, Skulpturen, grafischen Arbeiten und Originalkostümen auch bislang unveröffentlichte Dokumente gezeigt werden.

 

Was die wenigsten wissen: Auch in Bad Cannstatt hat Schlemmer seine Spuren hinterlassen. Nicht pink, aber ziemlich groß: „In einem Atelier in einem Hinterhaus an der König-Karl-Straße entstanden die Figurinen für das Triadische Ballett“, sagt Hans Betsch vom Verein Pro Alt-Cannstatt, der schon vor einigen Jahren eine Tafel im Historischen Pfad an dem Gebäude an der König-Karl-Straße 17 angebracht hat.

Bühnenausstattung und Figurinen

„Oskar Schlemmer zog sich in Bad Cannstatt zurück, um in Ruhe zu arbeiten“, sagt Betsch. Zwischen 1921 und 1922 war der in Stuttgart geborene Bauhauskünstler in der Sauerwasserstadt zuhause, in dieser Zeit entstanden neben den berühmten Figurinen auch die Bühnenausstattungen zu „Mörder, Hoffnung der Frauen“ und „Das Nusch-Nuschi“, beides Opern von Paul Hindemith. Der Komponist besuchte Schlemmer laut Betsch mehrmals in seinem Cannstatter Atelier, außerdem half ihm sein Bruder Karl, der von Beruf Schreiner war, beim Bau der Figurinen.

In Bad Cannstatt sorgte Oskar Schlemmer seinerzeit für wenig Aufsehen: „Der örtliche Maler war Hermann Metzger, jeder wollte eines seiner Bilder mit Ansichten von Bad Cannstatt haben“, sagt Betsch. Schlemmer hingegen habe einfach „ganz andere Dinge geschaffen, als alle anderen“. Inwieweit Schlemmer ins lokale Kulturleben im Stadtbezirk eingebunden gewesen sei, habe er leider nicht in Erfahrung bringen können, sagt Betsch. Heute erinnert außer der Tafel in Bad Cannstatt nichts mehr an Oskar Schlemmer. „Am Gebäude jedoch ist alles unverändert.“

Tarnanstrich für den Gaskessel

Mit Stuttgart blieb Oskar Schlemmer jedoch weiter verbunden: „Nach seiner Zeit in Dessau kehrte Schlemmer in die Landeshauptstadt zurück“, sagt Betsch. Gebrandmarkt als entarteter Künstler musste Schlemmer sein künstlerisches Schaffen im Jahr 1937 aufgeben und zum Broterwerb profane Malerarbeiten machen, unter anderem einen Anstrich, um den Gaskessel zu tarnen. Seine Erfahrungen als Maler und Lackierer wiederum verarbeitete Schlemmer in vielen Bildern, die auch in der Staatsgalerie zu sehen sind. Von 1940 an war Schlemmer laut Betsch bei der Wuppertaler Lackfabrik fest angestellt, 1943 starb der Künstler nach kurzer Krankheit.