Hans Bäurle ist vor allem als Maler fantastisch-metaphorischer „Hirngespinste“ bekannt, seine Skulpturen bilden eine Nebenlinie dazu. Oft scheint es, als seien einzelne Fantasiefiguren aus seinen Bildern in die dritte Dimension gesprungen.

Böblingen - Im Jahr seines 90. Geburtstag richtet sich die Aufmerksamkeit der lokalen Kunstszene vielfach auf den Altdorfer Maler Hans Bäurle. Zuletzt hatte Ulrich Köppen, ehemals Leiter der Kulturredaktion der Kreiszeitung Böblinger Bote, ihn für ein Interview in dieser Zeitung über seinen künstlerischen Werdegang und seine Zeit als Dozent in Istanbul befragt.

 

Darüber hinaus hatte vor einigen Tagen auch der Böblinger Galerieverein in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Hans Bäurle zu einem spannenden Gespräch in den Maurener Schlosspark geladen. Der im Landkreis für seine großdimensionierten Skulpturen im öffentlichen Raum bekannte Künstler wurde vor gut 160 Gästen vom Kunstwissenschaftler Markus Baumgart zu seinem skulpturalen Schaffen befragt. Anlass war die derzeit im Museum Zehntscheuer zu sehende Retrospektive zum 90. Geburtstag des Künstlers. Zudem beherbergt der parkähnliche Garten in Mauren ganze 17 seiner Großplastiken, dient also sozusagen als „Erweiterung seines eigenen Ateliers“.

Kontroverse: der als Kreuz geschlagene Ast

Hans Bäurle ist vor allem als Maler fantastisch-metaphorischer „Hirngespinste“ bekannt, seine Skulpturen bilden eine Nebenlinie dazu. Oft scheint es, als seien einzelne Fantasiefiguren aus seinen Bildern in die dritte Dimension gesprungen, um zusammen mit der sie nun umgebenden Vegetation ein neues, lebendiges Werk zu schaffen. Insbesondere die Naturverbundenheit kennzeichnet konsequent das künstlerische Schaffen Hans Bäurles.

Eine seiner wohl bekanntesten Plastiken allerdings steht im Stadtraum: der ans Kreuz geschlagene Ast vor dem Turm der Böblinger Stadtkirche, deren Aufstellung 1997 zahlreiche kontroverse Diskussionen ausgelöst hatte. Bei der Veranstaltung erfuhr sie von Zuschauerseite nochmals deutlich Zuspruch.

Plastisch zu arbeiten begann Hans Bäurle, der sich selbst als „Handwerkertyp“ bezeichnet, in den 1980er-Jahren. Für seine Großplastiken entwickelte er ein eigenes Verfahren mit einem geschnitzten Hartschaumkern, der mit Glasfasermatten verstärkt und danach individuell bemalt und lackiert wird. Die Farbigkeit der Plastiken lässt sie im Wechsel der Jahreszeiten immer wieder neu und anders erscheinen.

Arbeiten in der Böblinger Zehntscheuer

In der aktuellen, beeindruckenden und aufwendig gestalteten Ausstellung in der Böblinger Zehntscheuer können einige oftmals in grünen, gelben wie roten Farbtönen bemalten Kleinplastiken aus dem Material Epoxidharz, die immer nur in kleinen Auflagen zwischen sechs und acht Exemplaren entstehen, besichtigt werden. Die eigentlich für eine Aufstellung in der natürlichen Umgebung gedachten Werke sind im Museum so arrangiert, dass sie mit den gemalten Naturszenarien der Bilder an der Wand in Dialog treten können und somit dem Grundgedanken des Künstlers verbunden bleiben.

Info

Online
Die Überblicksausstellung „Hans Bäurle: Flora, Fauna & Fantastik. Bilderwelten & Weltenbilder zwischen Heilsversprechen & Horrorvision“ läuft noch bis zum 24. Oktober 2021. Weitere Infos und Öffnungszeiten unter staedtischegalerie.boeblingen.de auf der Galerie-Homepage.