Michael Domberger und sein Vater Luitpold, der bekannte Siebdrucker, hatten unabhängig von einander angefangen, Ausdrucke, Skizzen und anderes von Künstlern zu sammeln, die bei Domberger druckten. Zum Glück, aus Sicht der Filderstädter.

Filderstadt - Noch sind die Wände weiß und leer, noch kann das Sonnenlicht ungehindert durch die schönen, hohen Fenster fallen. Doch bald soll die erste Etage im ehemaligen Firmengebäude von Domberger in Filderstadt-Plattenhardt zu einem besonderen Ort werden: Im Frühjahr 2020 will die Stadt Filderstadt dort das deutschlandweit erste Siebdruckmuseum eröffnen.

 

Grundstock dafür ist die Siebdrucksammlung des Landes Baden-Württemberg, die das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst 2009 erworben hat. Und zwar von Michael Domberger, dem Sohn des bekannten Siebdruckers Luitpold Domberger, der sich im Nachkriegsdeutschland mit dieser damals neuen Drucktechnik einen Namen in der Kunstszene gemacht und in Bonlanden und später in Plattenhardt sein Firmengebäude hatte.

Damals wusste er noch nicht, wofür er alles aufhebt

Unabhängig voneinander fingen der Vater und der Sohn irgendwann einmal an, Dinge wie Vorlagen oder Andrucke, Zeichnungen und Skizzen, Korrekturen der Künstler, die bei Domberger drucken ließen, nicht einfach wegzuwerfen, sondern für die Nachwelt aufzubewahren. Auf diese Weise sind rund 2200 Exponate und Artefakte zusammengekommen, welche die Entstehung des Siebdrucks, seine Technik und sein Ergebnis dokumentieren. „Ich wusste damals noch gar nicht, wofür ich diese Dinge aufbewahre“, sagt Michael Domberger. Nun bekommen all diese Artefakte in Plattenhardt eine neue Heimat.

Unter diesen Dingen sind solch berühmte Werke wie „D-Train“ des amerikanischen Künstlers Richard Estes aus dem Jahr 1988, ein Werk, für das Domberger damals eine Druckmaschine für das übergroße Format von 107 auf 195 Zentimeter suchen musste. Es ist ein Werk, das auf bestimmtem Papier, wenn nicht gar auf Karton gedruckt werden musste, ein Werk, das mit mehr als 200 Farben gedruckt wurde. „Einfach war das nicht“, erinnert sich der 79-jährige Michael Domberger und kommt ins Erzählen, wenn er sich an diese bewegte Vergangenheit erinnert.

Ein lohnender Schritt für Filderstadt

Oberbürgermeister Christoph Traub steht an einem sonnigen Vormittag neben ihm in den zukünftigen Museumsräumen und freut sich: „Das ist ein guter Tag.“ Die Stadt Filderstadt hatte sich bereits 2009 verpflichtet, die Sammlung des Landes sachgerecht zu verwahren, zu dokumentieren und zu veröffentlichen. „Jetzt holen wir die Sammlung Domberger aus dem Keller und machen sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Welcher Ort ist dafür besser geeignet als der historische Ort, an dem die Werke auch tatsächlich entstanden sind?“, fragt das Stadtoberhaupt rhetorisch.

Erst vor Kurzem hatte der Gemeinderat von Filderstadt den Plänen zugestimmt. Im kommenden halben Jahr werden rund 290 000 Euro an Baukosten und Erstausstattung für das Museum investiert. Danach rechnet die Kommune mit laufenden Kosten von rund 230 000 Euro jährlich. Aus Sicht der Verwaltung ist dies für Filderstadt dennoch ein lohnender Schritt. „Der Markenkern der Stadt Filderstadt soll konsequent um das Thema Siebdruck ergänzt werden“, heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat. „Für Filderstadt ist das ein wahrer Schatz“, ergänzt der Oberbürgermeister.

Siebdruck für Kinder und Erwachsene

Derzeit ist die Stadt auf der Suche nach einem passenden Kurator, der sich um das neue Siebdruckmuseum mit seiner modernen Konzeption kümmern soll. Es wurde bereits jetzt daran gedacht, dass es bei kostenlosem Eintritt und regelmäßigen Öffnungszeiten wechselnde Ausstellungen aus dem Bestand der Sammlung Domberger geben wird. Außerdem soll es praktische Siebdruckangebote geben, sowohl für Laien als auch für ein Fachpublikum, ebenso für Kinder oder für Erwachsene.

Mit dem neuen Siebdruckmuseum möchte Filderstadt ein breites Publikum ansprechen. „Es soll nicht nur in der Region, sondern bundesweit auf Interesse stoßen“, sagt Claudia Vöhl, die Leiterin des städtischen Amts für Bildung, Kunst und Kultur.