Die Ausstellungen zum Jahreswechsel in der Nürtinger Kreuzkirche sind zu Publikumsmagneten geworden. Diesmal sind Arbeiten von Günther Uecker und Friedensreich Hundertwasser zu sehen. Mit Letzterem hat vor zwölf Jahren alles begonnen.

Nürtingen - Unterschiedlicher könnten die Werke der beiden Künstler kaum sein, die vom 12. Januar bis zum 24. Februar in der Nürtinger Kreuzkirche ausgestellt sind. Hier die bunte, verspielt wirkende Farbwelt von Friedensreich Hundertwasser, dort die eher nüchternen, fast kalligrafisch wirkenden Nagelbilder von Günther Uecker. Und dennoch deckt die Ausstellung mit dem Titel „Kunst, Natur, Umwelt“ auch Verbindendes auf.

 

Der Künstler war ein Vordenker der Dachbegrünung

Sowohl Uecker als auch Hundertwasser haben sich mit Umweltthemen beschäftigt. Letzterer gilt als Vordenker der Dachbegrünung – nicht von ungefähr wird dieser Aspekt im Mittelpunkt zweier Themenführungen am 15. und 22. Februar jeweils von 18 Uhr an stehen –, und Günther Uecker setzte sich nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl für den Ausstieg aus der Atomkraftnutzung ein.

Gezeigt werden in limitierter Auflage produzierte Druckgrafiken. Das Erdgeschoss und die Empore werden dabei mit Arbeiten Hundertwassers bespielt. Dessen Werke kommen im Dialog mit den Kirchenfenstern des Ausstellungsorts besonders gut zur Geltung. Die Auswahl bedeutet einen Querschnitt von Hundertwassers Werk. Zu sehen sind etwa Bilder von den Augen einer Frau, in die sich der Maler verliebt hatte, die jedoch unerreichbar für ihn war. Auch Beispiele des japanischen Farbholzschnitts hängen in der Kirche.

Hundertwassers Werke harmonieren mit der Kreuzkirche

Von dem inzwischen 88 Jahre zählenden Günther Uecker ist unter anderem die Serie „Friedensgebote“ ausgestellt. Sie zeugt von der Beschäftigung des Künstlers mit den Weltreligionen. Dabei stellte er fest, dass die Religionen im Kern mehr verbindet als trennt, erklärt die Nürtinger Galeristin Brigitte Kuder-Bross, die im Schulterschluss mit dem Rathaus die Ausstellung auf die Beine gestellt hat.

Für die Kuratorin schließt sich mit der zwölften Auflage der Jahresausstellung ein Kreis. Denn mit Werken Hundertwassers hat zum Jahreswechsel 2007 alles angefangen – entgegen allen Unkenrufen. „In Nürtingen will man mich nicht“, sagte damals im Vorfeld Brigitte Kuder-Bross. „Das wird sich ändern“, sagte der Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD). Das Festhalten am Konzept, nicht nur einen kleinen Kreis von Kunstkennern, sondern mit Gebrauchskunst breite Bevölkerungsschichten anzusprechen, habe sich bewährt. „Eine bessere Entscheidung konnte ich nicht treffen“, sagt Otmar Heirich rückblickend. Der nachhaltige Erfolg der Ausstellungsreihe unterstreiche Nürtingens Ruf als „Kunst- und Kulturstadt“.

Mehr als 10 000 Besucher zählten die Organisatoren zuletzt

Rund 10 600 Besucher hat die Kombination Marc Chagall/Ernst Fuchs im vergangenen Jahr angezogen. Und die aktuelle Nachfrage stimmt die Veranstalter optimistisch. So gebe es jetzt schon 174 gebuchte Führungen, darunter Schulen, Kindergärten und private Besucher. Hinzu kommen 54 öffentliche Führungen, zu denen Interessierte einfach so kommen können, davon sechs für Familien. Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Erwachsene zahlen sechs Euro, für Kinder liegt der Eintritt bei drei Euro.

Ein Teil des Ausstellungskonzepts sind Themenabende, wie „Kunst und Wein“ am 18. Januar und am 1. Februar oder „ Kunst und Stadtgeschichte“ am 16. Januar und 20. Februar. Als besonderes Schmankerl ist ein offenes Künstler-Café am 20. Januar von 12 bis 18 Uhr im kleinen Foyer der Stadthalle. Dort werden erstmals Werke vergangener Kunstausstellungen präsentiert. Und von 15 Uhr an spielen Haußmann & Bantel unplugged, dazu gibt es Kaffee und Kuchen.

Am selben Tag gibt es „Kunst und Kirche“ von 13 Uhr an. Besucher des Gottesdienstes der Stadtkirche mit anschließendem Neujahrsempfang sind im Anschluss zu einer kostenlosen Führung der Ausstellung in der Kreuzkirche eingeladen.