Das Nürtinger Kunstprojekt „Night of Experiment – Colors“ widmet sich dem Thema Farbe. Tanz, Malerei und Performance finden dabei ihren ganz eigenen Ausdruck und greifen ineinander.

Nürtingen - Rot sehen, schwarz malen, „to feel blue“ (unglücklich sein): praktisch überall auf der Welt werden in Redewendungen Farben benutzt, um Stimmungen in Worte zu kleiden. Farben, Gefühle und Sichtweisen sind jetzt das Thema eines Kunstprojekts gewesen, das an drei Abenden an der Freien Kunstakademie Nürtingen zu sehen war. Im Mittelpunkt von „Night of Experiment – Colors“ standen Sawako Nunotani und Yahi Nestor Gahe.

 

Die Tänzerin und Choreografin aus Nürtingen und ihr Tanzpartner aus Stuttgart haben mit ihren Bewegungen in knapp einer Stunde die ganze (Farb-)Palette menschlicher Gefühle beschrieben. Mal tanzten die Protagonisten alleine und brachten dabei Einsamkeit, Angst, aber auch Freude und Zufriedenheit zum Ausdruck. Anziehung, Leidenschaft, aber auch Zurückweisung waren erkennbar, wenn die aus Japan und aus der Elfenbeinküste stammenden Tänzer in der Galerie der ehemaligen Textilfabrik Melchior interagierten.

Solo und in Interaktion: der Tanz hat eine hohe Intensität

„Chiaroscuro“ ist ein Tanzpart überschrieben. Und so wie das in der Spätrenaissance entwickelte Gestaltungsmittel der Malerei durch starke Hell-Dunkel-Kontraste der Steigerung des Ausdrucks diente, so war auch dieser Teil der Aufführung durch eine besonders hohe Intensität gekennzeichnet. Während der gesamten Darbietung bewegte sich ein weiterer Akteur aus dem Ensemble des Kunstprojekts an der Wand des Raumes entlang und malt mit einem Pinsel Wasserstriche an die Wand, die damit weiß bleibt.

„Wir können alle Dinge über Farbe erkennen. Aber wenn wir sie nicht sehen können?“, fragt sich in diesem Kontext die künstlerische Leiterin Sawako Nunotani, die das Konzept zu „Colors“ entworfen hat. Das Nichtvorhandensein von Farbe war ebenfalls Teil der Annäherung an das Phänomen Farbe mit verschiedenen künstlerischen Mitteln, die bei „Night of Experiment“ ineinandergreifen.

Die Besucher werden selbst zu „bunten Performern“

Einbezogen in das Experiment wurden auch die Besucher selbst. In Teil Eins des Abends – eine Kooperation mit der Freien Kunstschule Stuttgart – wurden die Gäste mit farbigen Tüchern und Kitteln zu bunten Performern, die in einem Farbkreis verschiedene Körperkonstellationen bildeten.

Die Experimentiernächte sind zu Ende, aber es geht weiter, wie die Projektleiterin Tiina Kern ankündigt. Nachdem sich der erste Teil der Trilogie von Sawako Nunotani mit „Raum und Stille“ beschäftigt hat und nun die „Farbe“ behandelt ist, steht das dritte Thema bereits fest: „Traum“.