Der Fotograf Ralf Zaich hat mit dem Heißluftballon die Alpen überquert. Mit Tee, einer Portion Nüssen und seiner Ausrüstung im Gepäck. Die Bilder stellt er am Wochenende in seinem Studio in Botnang aus.

Stuttgart-Botnang - Mit Schnee überzuckerte 3000 Meter hohe Gipfel und tief eingeschnittene Täler, mal in Gelb-, Orange- und Rottöne getaucht, mal in einem blauen Wolkenmeer versunken. „Mit der aufgehenden Sonne wechselte das Licht von Minute zu Minute, ständig gab es neue Stimmungen“, schwärmt Ralf Zaich von seiner außergewöhnlichen Fahrt. Der Fotograf, seit Sommer mit einem eigenen Studio in Botnang ansässig, hat einen Traum wahr gemacht: In einem Heißluftballon überquerte er die Alpen.

 

Ab Ende September rechnete der 61-Jährige jeden Tag mit einem Anruf. Von Herbst bis März geht die Saison für Ballonfahrten über die Berge und Täler Österreichs und Italiens – abhängig davon, ob das Wetter mitspielt, Windrichtung und Thermik stimmen. „Der Ballon soll mit dem Wind ruhig dahingleiten können“, erläutert Zaich. Zufällig an seinem Geburtstag Anfang Oktober war es dann soweit: Der Veranstalter, ein auf Ballonfahrten spezialisiertes Unternehmen aus Bayern, meldete sich. So fand sich Zaich drei Tage später um 7 Uhr morgens im österreichischen Imst nahe Innsbruck ein. Mit dabei: drei weitere Passagiere und der Pilot. „Er hatte ganz schön viel Gepäck mitgebracht: 13 Gasflaschen und dazu noch Sauerstoff“, berichtet Ralf Zaich. Er selbst hatte nur ein wenig Tee und Nüsse eingepackt, um die rund vierstündige Fahrt bis nach Pordenone im norditalienischen Friaul zu überstehen – und natürlich die Foto-Ausrüstung.

Auf einer Wiese breitete die Gruppe die orangefarbene Ballonhülle aus. Ein Ventilator blies Luft hinein, ein Brenner erwärmte sie. Langsam richtete der Ballon sich auf. In den Korb gestiegen, die Seile gelöst, und los ging die Fahrt. „Man spricht tatsächlich von ‚fahren‘. Ballons gelten als Luftschiffe“, weiß Zaich. Auch die afrikanische Namib-Wüste hat er schon im Heißluftballon von oben erkundet. Angst, dass etwas passieren könnte, hat er nicht: „Da denke ich gar nicht dran.“ Bei der Alpenüberquerung sei der Pilot per Funk durchgängig mit der Flugsicherung in Kontakt gewesen. „Man fährt auf 5000 Metern Höhe, das ist überwachter Luftraum“, erläutert er. Dennoch befände sich der Ballon noch mindestens 3000 Meter unterhalb der Höhe, in der etwa Passagierflugzeuge unterwegs sind – also genau richtig, um schöne Fotos machen zu können und viel zu sehen: Berge, Täler, kleine und große Ortschaften, Wanderwege, Tourengänger auf Schneefeldern oder die Brenner-Autobahn von oben. Ab etwa 3000 Höhenmetern wird allerdings die Luft zum Atmen etwas dünner und das Bücken wird mühsam. „Da habe ich dann schon ab und zu ein paar Züge mit der Sauerstoffmaske genommen“, berichtet Zaich. Der Wind sei mit 60 oder 70 Stundenkilometern optimal gewesen, so dass das Gefährt sanft und still durch die Luft dahinglitt. Die Sonne wärmte und die minus 15 Grad in luftiger Höhe hätten sich nicht besonders kalt angefühlt, sagt Zaich: „Den Schal habe ich gleich wieder ausgezogen und die Handschuhe gar nicht erst gebraucht.“ Die Stubaier Alpen, Sterzing und die Gegend um Sölden, dann die Dolomiten, ihr höchster Berg, die 3343 Meter hohe Marmolata, die Langkofelgruppe und die Geislergruppe: „Nur aus dem Ballon hat man so eine Perspektive“, schwärmt Zaich. Nach etwa vier Stunden kam das Ziel in Sicht, der norditalienische Ort Pordenone.

Bis der Pilot einen geeigneten Platz zum Landen gefunden hatte, dauerte es eine Weile: Weinreben waren im Weg. Schließlich fand sich dann aber doch eine große Wiese, auf der der Heißluftballon landen konnte. Der Pilot taufte die erfolgreichen Ballonfahrer, „er schnitt ein paar Haare ab“, alle stießen mit Champagner an und zum Schluss gab es ein gutes italienisches Mittagessen.