Alfred Jodl wurde 1946 als NS-Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt. Seine Asche wurde verstreut, doch am Grab seiner Ehefrauen wird an ihn erinnert. Aus Protest hat der Aktionskünstler Wolfram Kastner die Grabstätte beschmiert. Nun muss er für die Reinigung zahlen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

München - Der Aktionskünstler Wolfram Kastner muss rund 4000 Euro Reinigungskosten für das umstrittene Jodl-Grab auf der Fraueninsel tragen. Das entschied das Landgericht München I am Dienstag. Kastner hatte unter anderem das Grab mit roter Farbe als Symbol für Blut beschmiert.

 

Er sah darin Kunstaktionen aus Protest gegen das dort angebrachte Gedenken für den ehemaligen Wehrmachtsoffizier Alfred Jodl, der nach den Nürnberger Prozessen am 16. Oktober 1946 als NS-Kriegsverbrecher hingerichtet worden war.

Verwandte Jodls hatten Kastner daraufhin verklagt. In erster Instanz war der Künstler bereits vom Amtsgericht München verurteilt worden. Seine Berufung gegen das Urteil vom März wies Landgericht nun zurück. Die Revision wurde nicht zugelassen.

Aktionen nicht von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt

Nach Ansicht der Zivilkammer waren Kastners Aktionen nicht von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt. Das Gericht wertete die Taten als Eingriff in das Eigentum der Familie Jodls. Es sei zwar nachvollziehbar, dass ein solches Gedenken erheblich Anstoß errege, und das Ausblenden der NS-Vergangenheit könne als unerträglicher Misstand empfunden werden. Eine Billigung, Verherrlichung oder Rechtfertigung sei damit aber nicht verbunden.

Um das Grab auf der Fraueninsel gibt es seit Jahren Streit. Jodl selbst liegt dort nicht begraben, nur seine beiden Ehefrauen. Zu finden sind dort seine Lebens- und Sterbedaten, die Darstellung des Eisernen Kreuzes sowie sein Militärrang eines Generalobersts – aus Kastners Sicht ein illegales Ehrenmal.

In vier Aktionen hatte er dagegen protestiert und etwa im Mai 2015 eine Tafel angebracht mit der Aufschrift „Keine Ehre dem Kriegsverbrecher!“. Später hatte er Teile der Grabstätte mit roter Farbe bemalt.

Kriegsverbrecher Jodl

Erst Mitte Oktober hatte die Gemeinde Chiemsee einen gerichtlichen Vergleich mit der Familie geschlossen. Danach soll das Grab in veränderter Form erhalten bleiben. Inhalt der Vereinbarung: Die Gemeinde verlängert das auslaufende Nutzungsrecht für die Grabstätte. Im Gegenzug sollte Jodls Name auf dem Grabstein von der Familie mit einer Platte verdeckt werden, die nur noch die Inschrift „Familie Jodl“ trägt.