Das Wohnland in Waldrems stellt mehr als 350 Werke von örtlichen Künstlern aus. Zu verdanken ist das dem Ende der Gartensaison und der Idee einer Dekorateurin.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Wo man im Sommer im Liegestuhl probelümmeln oder am Gartentisch testsitzen kann, ist in der Herbstzeit eher Übersichtlichkeit angesagt. Der Dekorateurin Birgit Fritz, die im vergangenen Sommer ihre Tätigkeit beim Möbelhaus Opti in Backnang-Waldrems begonnen hatte, ist diese Leere in dem rund 900 Quadratmeter großen Raum erst von berufs wegen ins Auge gestochen. Dann führte sie ein privates Gespräch mit einem befreundeten Künstler, der über einen Mangel an geeigneten Präsentationsflächen klagte – und hatte plötzlich eine Idee: Warum nicht den weitgehend brach liegenden Raum in dem Möbelhaus nutzen und Malern oder Bildhauern die Möglichkeit bieten, ihre Stücke einem großen Publikum gewissermaßen en passant darzubieten? Schließlich gehöre Kunst ja auch zu einer gelungenen Inneneinrichtung mit dazu.

 

Werke von bekannten und Hobbykünstlern

Ihre Idee sei in der Geschäftsleitung durchaus auf offene Ohren gestoßen, sagt die 47-Jährige. „Mach nur“, habe es geheißen. Man könnte aus ihren Schilderungen aber auch ein wenig heraushören, dass dem Projekt anfangs nicht der allergrößte Erfolg zugetraut wurde.

Wenn dem so war, ist das nun wohl widerlegt. Am Freitagabend ist in dem Möbelhaus eine Ausstellung eröffnet worden, in der gut 15 unterschiedliche Künstler aus der Region mehr als 350 Exponate präsentieren. Aus der anfänglichen Skepsis beim örtlichen Verband Bildender Künstler (VBK), mit dem sie zunächst Kontakt aufnahm und wo man wohl fürchtete, für den Kommerz vereinnahmt zu werden, sei eine große Begeisterung erwachsen, sagt Birgit Fritz. Neben über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Kunstschaffenden wie der Malerinnen Sibylle Bross (Leutenbach) oder Eva Halat (Burgstetten) sind auch buchstäbliche Nachwuchskünstler, etwa aus der Jugendkunstschule Backnang, beteiligt. Der Kunstverein Aspach zeigt einen ganzen Querschnitt von Arbeiten seiner Mitglieder – und, dass auch nicht professionelle Künstler Beeindruckendes schaffen können. Genau dieser lokale Querschnitt ist auch gewollt. „Wir möchten mit dieser Ausstellung ortsansässigen Künstlern eine Plattform bieten, um sich und ihren Arbeiten einem breiten Publikum zu präsentieren“, heißt es aus der Chefetage von Opti-Wohnwelt. Wenn der Blick nebenbei auf die Couch darunter fällt, ist das sicher kein unwillkommener Nebeneffekt.

Kleine Welle durch das Möbelhaus

Die Ausstellung hat sich seit ihrer Konzeption auch intern wie eine kleine Welle ausgebreitet. Von dem verwaisten Gartenmöbelraum schlängelt sie sich mittlerweile über mehrere Stationen durch das Haus. In Waldrems wird sie nun erst einmal bis zum 1. Dezember zu sehen sein. Dann müssen die Kunstwerke allerdings schon langsam den ersten Gartenmöbeln der neuen Saison weichen. Birgit Fritz, der das neue Dekoarbeit beschert, hofft indes, dass das ungewöhnliche Konzept bis dahin bei Künstlern wie Rezipienten angenommen wird. Dann nämlich könnte vielleicht etwas Regelmäßiges daraus werden und vielleicht auch andernorts mit jeweils lokaler Ausprägung Schule machen. Platz gibt es eigentlich genug, meint Birgit Fritz: „Wir haben ja deutschlandweit insgesamt 15 Häuser...“