Mit einem zweitägigen Mini-Festival geht die Schau Good Space in den ehemaligen Königlich Württembergischen Eisenbahnwerkstätten, der Villa Merkel und dem Merkelpark zu Ende.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Eine raumkapselähnliche Installation vor dem Landratsamt, eine Bronzestatue im Merkelpark, Bilder, Gespräche und Performances in der Villa Merkel, eine Klanginstallation, Wandmalereien und aufrüttelnde Videos in den ehemaligen Eisenbahnwerkstätten – drei Monate lang waren die Positionen von zeitgenössischen, internationalen Künstlern zum Thema Gemeinschaft im Rahmen der Ausstellung „Good Space – Communities oder das Versprechen von Glück“ in Esslingen zu sehen. „In der ersten Auflage 2016 ging es um die Rahmenbedingungen von Gemeinschaft, dieses Mal um die Seele“, fasst Galerieleiter Andreas Baur zusammen. Die Schau habe so viele Besucher angelockt wie kaum eine andere Ausstellung der Villa Merkel. „Wir hatten insgesamt rund 7000 Besucher, das sind viel mehr als bei der aufsehenerregenden Ausstellung ‚Man Son 1969. Vom Schrecken der Situation’ vor einigen Jahren, die trotz eines riesigen Medienhypes rund 2600 Besucher anlockte.“

 

Kunst generiert einen Selbstschutz“

Den Grund für das große Interesse sieht Baur unter anderem in der Bespielung der ehemaligen Königlich Württembergischen Eisenbahnwerkstätten. Der Ort ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. In den weitläufigen Hallen mit unvergleichlichem Industriecharme haben die Kuratoren um Baur eine Atmosphäre der offenen Auseinandersetzung mit relevanten Themen der Zeit wie Wohnungsnot, Obdachlosigkeit, Umweltverschmutzung, Migration und Digitales geschaffen und jedem Künstler enorm viel Platz gegeben.

Die Ausstellung zog aber auch Randalierer in die Hallen, die an den Kunstwerken einen Schaden von etwa 5000 Euro anrichteten, der größtenteils behoben werden konnte. „So bedauerlich das ist, davon darf man sich nicht die Lust nehmen lassen, zu experimentieren. Kunst an sich generiert auch einen Selbstschutz“, meint Baur. Dennoch geht es zunächst in den Hallen nicht mit einer künstlerischen Bespielung durch die Villa Merkel weiter.

Was bleibt von Good Space und dem Versprechen von Glück?

Was bleibt also von Good Space und dem Versprechen von Glück? „Wir legen zum Ausklang der Schau einen Katalog in Magazinform vor, der auf rund 250 Seiten die einzelnen künstlerischen Positionen und Orte vorstellt.“ Außerdem bleibe die begehbare Installation von Rob Voerman im Tümpel vor dem Landratsamt noch einige Wochen länger an Ort und Stelle, bevor sie weiterziehe. Die Bronzestatute im Merkelpark bleibt dauerhaft. Auch die großen Wandmalereien von Alberto Zamora Ruiz in den Hallen in der Rennstraße sollen laut Baur zumindest bis auf Weiteres bestehen bleiben. Die Pflanzen aus dem Community Garden finden ein neues Zuhause im Garten der Villa Merkel. Zudem bleibe die Erkenntnis, dass größere Rahmen-Events im Vorfeld anders geregelt werden müssten. Beim Begleitprogramm sei man an Grenzen gekommen. Ein Konzertabend Anfang August musste kurzfristig ins Komma umverlegt werden.

„Wir hatten sehr gute Gespräche und Podiumsdiskussionen. Gemeinschaft bedeutet ja auch Zusammenkommen“, so Baur. Dafür gibt es nun noch einmal bei einem Mini-Festival in Zusammenarbeit mit der Akademie Schloss Solitude Gelegenheit. Sieben Künstler präsentieren am Freitag, 30. und Samstag, 31. August unter dem Titel „Large Open Spaces“ Sound und Performances. „Musik entsteht und vergeht in einem, das an einem Ort zu teilen, generiert Gemeinschaft“, sagt Baur. Für ihn ist nach Good Space auch vor Good Space. „Wir sind zwar alle müde, denken jedoch schon an die Ausgabe in drei Jahren. Die Vorbereitungen dazu laufen zwei Jahre vorher an.“ Der große Publikumszuspruch in Esslingen ist dafür die beste Motivation.