Die Ausstellung „connected“ mit Werken des Stuttgarter Künstlers Frank Paul Kistner wird an diesem Sonntag eröffnet. Sie ist bis zum 10. April in der städtischen Galerie im Stadthaus im Scharnhauser Park zu sehen.

Ostfildern - Für die Besucher der städtischen Galerie im Scharnhauser Park in Ostfildern mag es tröstlich sein, dass der Künstler Frank Paul Kistner seine Objekte vornehmlich in Asien und Südamerika entdeckt hat. Bei den von ihm fotografierten chaotisch-kreativen Kabelführungen handelt es sich demnach nicht um Installationen der Telekom oder der EnBW. Da ist der Blick auf die Labyrinthe aus Drähten, Strippen, Leitungen, Ösen und Klemmen gleich viel unverstellter. Der Betrachter kann sich ganz auf die Kunst konzentrieren, ohne von der Sorge um die heimische Strom- und Internetversorgung übermannt zu werden.

 

Konfuse und verwirrende Kabelführungen

Am Sonntag, 28. Januar, wird die Ausstellung „connected“ um 11.15 Uhr von der Ostfilderner Bürgermeisterin Monika Bader und der Galerieleiterin Holle Nann eröffnet. Es ist die erste, die in diesem Jahr in der Galerie im Stadthaus gezeigt wird. Dass in der Einladung damit die Hoffnung verknüpft ist, auch künftig „einen guten Draht“ zu den Besuchern zu haben, kommt nicht von ungefähr. Denn bei den Objekten von Frank Paul Kistner handelt es sich um konfuse und verwirrende Kabelführungen, die sich verzweigen, im Nichts enden und doch irgendwie zu funktionieren scheinen.

Zunächst versucht der Blick des Betrachters den Knäueln zu folgen, diese gedanklich zu entwirren. Zunehmend verliert er jedoch den Bezug zur Realität, nimmt stattdessen die Richtungsachsen der Linienführungen wahr. So entsteht ein komplexes Konstrukt von Raumachsen vor dem inneren Auge. Diese Wirkung potenziert sich durch eine Präsentation der Werke an den Wänden und auf dem Boden – Letztere können auch durch die höher gelegenen Fenster der Galerie aus einem anderen Sichtwinkel betrachtet werden.

Durch die Freistellung sowie die bewusste und raffinierte Wahl des Bildausschnitts und der Perspektive wirken diese Kabelstränge wie Lineamente und grafische Strukturen in unterschiedlichen Abstraktionsgraden. Kistners Gabe, eine „künstlerische Ordnung durch den Ausschnitt“ zu schaffen, „hat mich gereizt, die Ausstellung in die Galerie zu holen“, erklärt die Galerieleiterin Holle Nann.

Elektriker seien gewarnt

Es stehe aber weit mehr hinter den fotografischen Objekten des Künstlers Frank Paul Kistner. Die Schau „connected“ hinterfrage zudem kritisch eine gesellschaftliche Entwicklung, sagt Holle Nann: „Wir sind alle vernetzt, aber verbessert das die Qualität der Kommunikation?“

Die Ausstellung, die bis zum 10. April in der städtischen Galerie zu sehen ist, ist in jedem Fall einen Besuch wert. Lediglich Elektriker sollten mit einer herausragenden mentalen Stärke ausgestattet sein – für sie könnten sich die Bilder zum Albtraum schlechthin entwickeln.

Der Fotograf

Künstler
Der Künstler Frank Paul Kistner ist in Heilbronn geboren und aufgewachsen. Er studierte Film und Fotografie an der Akademie in Remscheid und hat einen Lehrauftrag für Fotografie am Berufskolleg für Grafikdesign in Stuttgart und seit 2012 in Schwäbisch Gmünd. Der 58-Jährige wohnt und arbeitet in Stuttgart und in Berlin. Kistner ist zudem freiberuflicher Fotograf im eigenen Studio im Kunstwerk Fellbach.

Ausstellung
Kistners Ausstellung „connected“ kann in der städtischen Galerie im Ostfilderner Stadthaus, Gerhard-Koch-Straße 1, dienstags und donnerstags jeweils von 15 Uhr bis 19 Uhr besucht werden. Sie hat außerdem samstags von 10 Uhr bis 12 Uhr sowie sonntags von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.