Während in Stuttgart der Hauptbahnhof des Architekten teilweise abgerissen wird, würdigt Tübingen Paul Bonatz mit einer Retrospektive.

Tübingen/Stuttgart - Besondere Ehrung für Paul Bonatz (1877-1956) in Tübingen: Während in Stuttgart der Hauptbahnhof des Architekten teilweise abgerissen wird, würdigt die Kunsthalle Tübingen Bonatz im kommenden Frühjahr mit einer großen Retrospektive. Das berichtete der Südwestrundfunk am Mittwoch. Allerdings dürften die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofes dann schon den Bauarbeiten für das umstrittene Milliarden-Bahnprojekt Stuttgart 21 gewichen sein, sagte Kunsthallen-Direktor Daniel Schreiber. Der Abriss soll im Herbst beginnen. Das Landgericht Stuttgart hatte die Klage eines Bonatz-Enkels gegen den Abriss abgelehnt.

Die Kunsthalle Tübingen wird die Bonatz-Retrospektive vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt übernehmen. Der dort zuständige Kurator habe sich gewundert, dass er kein Stuttgarter Museum für die Ausstellung begeistern konnte.

Bonatz zähle zu den einflussreichsten deutschen Architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, betonte Schreiber. Auch wenn der Hauptbahnhof dann schon gestutzt sein wird, werde er als Bonatz' Hauptwerk im Zentrum der Ausstellung stehen. Allerdings funktioniere der Bahnhofbau seiner Ansicht nach nur als vollständige Anlage - mit den Seitenflügeln. "Das ist im Ganzen ein Kulturdenkmal. Man kann ja auch nicht einfach Teile der Weißenhofsiedlung niedermähen", sagte Schreiber. Grundsätzlich finde er es gut, wenn eine Stadt sich städtebaulich von Zeit zu Zeit neu erfinde. Aber man dürfe die identitätsstiftenden Kerne nicht vernichten.