Kann man mit Linien und Winkeln die Welt erklären? Genau dafür wird die Künstlerin Sarah Morris international gefeiert. Wieso, zeigt eine Schau im Kunstmuseum Stuttgart. Eröffnung ist am 20. September.

Die Worte prangen in großen roten Lettern auf dem Glaskubus des Kunstmuseums Stuttgart: „All Systems“ ist vom Schlossplatz aus zu lesen, „fail“ von der Königstraße aus. Etwas um die Ecke zu lesen – das passt zu der britisch-amerikanischen Künstlerin Sarah Morris.

 

International für ihre Position gefeiert, komplexe Zusammenhänge über geometrische Bildwelten neu zu hinterfragen, ermöglicht die 1967 geborene Künstlerin nun dem Kunstmuseum Stuttgart eine umfassende Präsentation wesentlich mit. „All Systems fail“? „Der Ausstellungstitel“, heißt es vorab, „verweist auf eine Gegenwart, die gekennzeichnet ist von einem weit verbreiteten Kultur- und Fortschrittspessimismus, von der Digitalisierung menschlicher Beziehungen und dem Versagen politischer und sozialer Strukturen“.

Die Ausstellung im Kubus am Schlossplatz – möglich durch die Zusammenarbeit des Kunstmuseums mit den Deichtorhallen Hamburg, den Kunstmuseen Krefeld und dem Zentrum Paul Klee in Bern – ist ein Kraftakt. Sie zeigt ebenso Gemälde wie Zeichnungen, Filmplakate und immersive Filminstallationen – darunter die Europa-Premiere von Morris’ jüngst fertig gestellten Film „ETC“, aber auch eine neue ortsspezifische Wandmalerei. Für diese arbeitet Morris aktuell in Stuttgart – und wird nicht nur bei der Eröffnung von „All Systems fail“ an diesem Freitag um 19 Uhr dabei sein, sondern kommt an diesem Samstag um 15 Uhr zum Gespräch mit dem in Berlin und New York lebenden Installations- und Konzeptkünstler Asad Raza ins Kunstmuseum.

Künstlerische Anknüpfungspunkte für Sarah Morris’ Fragen nach der Bildhaftigkeit von Systemen gibt es in Stuttgart viele – von Anton Stankowski über den Philosophen Max Bense bis hin zu den Stadtlandschaften von Otto Herbert Hajek und den Projekten des jüngst verstorbenen Harry Walter.