Das Citizen Kane Kollektiv hinterfragt bei einer Performance im öffentlichen Raum Vorstellungen von Körperlichkeit.

Alle Stühle im Café sind besetzt, auch jene, die nicht an Tischen, sondern jeweils einem Spiegel gegenüber positioniert sind – bis auf einen, auf dem eine Person des Publikums Platz nehmen sollte. Das jedoch getraut sich keine. Sich selbst zu betrachten, beobachtet, beschrieben von anderen – das ist Teil der Performance Körper*topien, die das Citizen Kane Kollektiv gemeinsam mit Teilnehmern vorhergehender Workshops am Sonntagnachmittag am Kulturkiosk im Parkhaus Züblin umsetzt. Ein Event im öffentlichen Raum, bei dem Vorstellungen von Körperlichkeit hinterfragt werden.

 

Vom Kulturkiosk aus wird man sich über die Hauptstätter Straße zur Bar White Noise begeben, vor der die Zuschauer schließlich integriert werden. Befragt zu ihren Körpern wandern sie hin zu Schildern, die Zustimmung oder Ablehnung signalisieren. Wie zufrieden sind die Menschen mit ihren Körpern? Zeigen sie sich gerne in leichter Kleidung? Haben sie schon einmal einen schönheitschirurgischen Eingriff erwogen? Mehr als 40 Menschen nehmen teil – alle bewegen sich bei dieser Frage zum negativen Pol, bis auf eine kleine Gruppe – Frauen.

Eine Performance, die die Augen öffnet

Ganz zu Beginn jedoch die Spiegelszene: Zuschauer umringen die Menschen, die sich betrachten und dabei von einer jeweils anderen Person beschrieben werden. Die Gespiegelten tragen Kopfhörer, hören nichts: „Ich sehe eine Person, die nervös mit dem Stuhl wippt.“ Wie bestimmt die Wahrnehmung der anderen, ihre Sprache, das Verhältnis zum Körper? Im Kulturkiosk, in einem Schaukasten des Jungen Ensembles Stuttgart auf dem Weg zum White Noise und dort, an den Fenstern: Fotografien, die während des Workshops entstanden, Achselhaare, Bauchnabel, Füße. Dazu ein „Körper Haar Salon“ zur Optimierung – und kleine Gummibrüste, aus dem Ramschregal eines Kaufhauses.

Als Theaterform ist Körper*topien erst kaum zu erkennen – das Publikum wird in eine Reflexion mit einbezogen, seine Bereitschaft vorausgesetzt. Spannend, die Augen öffnend, ist diese Performance allemal.