Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat die Zusammenarbeit mit der Deutschen Fotografischen Akademie zum gemeinsamen Kunstpreis aufgekündigt. Was es zwischen den beiden ehemaligen Kooperationspartnern noch zu klären gibt, ist hier zu erfahren.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Leinfelden-Echterdingen - Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat die Zusammenarbeit mit der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA) für einen gemeinsamen Kunstpreis aufgekündigt. Während man bei der DFA mit der Vorgehensweise hadert und auf die nationale und künstlerische Bedeutung des Vereins verweist, sieht man es bei der Stadt genau umgekehrt: Die DFA sei zu wenig lokal und auf L.-E. fokussiert, und sie sei nur einer unter vielen Vereinen, der zufällig in L.-E. ansässig sei.

 

Bereits geplante Veranstaltungen in L.-E. sind abgesagt

2019 wird die Deutsche Fotografische Akademie 100 Jahre alt. Dazu waren eine Reihe an Veranstaltungen, Ausstellungen und Workshops in Leinfelden-Echterdingen geplant. „Sie sind nun abgesagt“, sagt Andreas Langen aus dem Vorstand der DFA. Die Feier zum Jubiläum ist jetzt nach Hamburg verlegt, in die Deichtorhallen, in denen der Präsident der DFA, Ingo Taubhorn, als Kurator tätig ist.

Der Kultur- und Sozialbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell stuft den Verlust für L.-E. als nicht allzu groß ein. Der Grund: „Es sind meistens wenige Besucher zu den Veranstaltungen der DFA gekommen“, sagt er und verweist auch auf eigene Angaben der DFA: In einem Brief an OB Roland Klenk, der auch dieser Zeitung vorliegt, schreibt die DFA selbst, dass die „meist schwache Resonanz der Bevölkerung“ wenig zufriedenstellend sei. Trotzdem hätte der Verein weiter versucht, neue Besucher zu gewinnen: „Gerne hätten wir uns weiter engagiert, um in L.-E. und Umgebung eine Lanze für die künstlerische Fotografie zu brechen und die lokale Fotoszene zu beleben“, heißt es weiter im Brief.

Was passiert mit dem DFA-Archiv?

Es gibt zwei: das Bildarchiv und das Schriftarchiv, beide liegen in L.-E.; was das Schriftarchiv angeht, haben sich die Stadt L.-E. und die DFA bereits vor einiger Zeit geeinigt, das Material erschließen zu lassen: „Bisher weiß niemand, was da überhaupt drinsteckt“, sagt Andreas Langen. Zurzeit läuft die Sichtung und Einordnung des Materials, die Kulturstiftung trägt 50 Prozent der Kosten, die Kommune und die DFA jeweils 25. „Das ist auf einem guten Weg“, sagt Langen, was auch Carl-Gustav Kalbfell bestätigt.

Das Bilderarchiv ist eine kompliziertere Angelegenheit. „Es besteht aus 1200 Prints von zum Teil hochkarätigen Fotografen, die alle im Schlaf der unentdeckten Schönheiten liegen“, sagt Andreas Langen. 80 Prozent davon gehören seit einigen Jahren der Kommune L.-E., 20 Prozent verbleiben bei der DFA. Der Verkauf ist aber ohne Nutzungsvereinbarung geschehen. Eine solche ist notwendig, um etwa die Fotografien auszustellen.

Die Nutzungsvereinbarung, die die DFA vorgelegt hat, hat die Kommune nach einer Prüfung abgelehnt. Die Nutzungsvereinbarung, die die Stadt L.-E. hat aufsetzen lassen, sei noch bei der DFA in der Prüfung, gibt Kalbfell Auskunft. „Unser Rechtsanwalt hat uns aber davon abgeraten, zu unterschreiben“, sagt dagegen Langen. Bisher gibt es also keine Einigung, was das Bilderarchiv angeht.

Ist die DFA nicht mehr willkommen in L.-E.?

Seit dem Brief von OB Klenk über die Beendigung der Zusammenarbeit herrscht bei der DFA Verwirrung über einige Punkte. Beispielsweise darüber, ob der Verein zukünftig in L.-E. gar nicht mehr willkommen ist, auch nicht für Tagungen und reguläre Mitgliederversammlungen. Denn der offizielle Vereinssitz ist immer noch Leinfelden-Echterdingen, hier saßen die Fotografen, die den Verein nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich neu aufgebaut haben. „Wir bitten um genauere Erläuterung, wie Sie sich das zukünftige Verhältnis der Stadt zu unserem Verein vorstellen“, schreibt der DFA-Vorstand im Brief an Klenk. Bürgermeister Kalbfell sagt: „Wir arbeiten gerade daran.“ Die DFA werde Antworten auf ihre Fragen bekommen. „Es besteht dringender Gesprächsbedarf“, betont Andreas Langen. „Ich habe aber nicht den Eindruck, dass bei der Stadt jemand großes Interesse hat.“

Wie geht es mit dem städtischen Kunstpreis weiter?

Der Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell hat für Juli einen Workshop für alle Kulturschaffenden in L.-E. einberufen. Daraus soll sich dann ein Runder Tisch Kultur entwickeln, der sich regelmäßig trifft und auch den Kunstpreis neu organisieren soll. Da der Runde Tisch aber erst aufgebaut werden muss und sich auch mit vielen anderen Kulturthemen in L.-E. beschäftigen soll, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis ein neuer Kunstpreis – dann geöffnet für alle Kunstsparten – in den Startlöchern steht.