Im Wald zwischen dem Uhlbergturm bei Filderstadt und dem Aichtal begegnet man wunderlichen Gesichtern. Adelbert Bachofer hat sie in die Stämme geschnitzt. Dass man alle von ihnen findet, ist nicht gesagt.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Da ist ein Gesicht! Das sieht ja lustig aus!“ Die Dreijährige zeigt auf das Holzgesicht, das aus einem Baumstamm glotzt. Ein paar Schritte weiter entdeckt das Mädchen ein weiteres Gesicht und rennt weiter, stets auf der Suche nach der nächsten Entdeckung.

 

Willkommen auf dem Fratzenweg zwischen Aichtal-Neuenhaus und dem Uhlbergturm. Die Spielplätze sind geschlossen, mit Kita-Freunden treffen geht nicht, drinnen fällt einem irgendwann die Decke auf den Kopf, da bleibt die freie Natur.

Seine Werke sind Skulpturen, Anhänger, Wanderstöcke

Der Weg heißt so, weil der Künstler Adelbert Bachofer auf der Waldstrecke rund 36 Fratzen in Baumstämme geschnitzt hat – mit der Säge und dem Stecheisen. In den Jahren 2008 und 2009 war das, erzählt der 78-Jährige. Natürlich war alles abgesprochen mit dem Forst. Es war Bachofers Idee und sein Vorhaben – eine spezielle Kettensäge hat er extra dafür besorgt. „Etwa 30 werden mittlerweile noch übrig sein“, schätzt er.

Ein Baum mit einer seine Fratzen sei mal vom Förster gefällt worden, und einer mit sogar vier Gesichtern sei auf einmal verschwunden gewesen, erzählt er. Neue Fratzen sind aber nicht in Planung: „Der Fratzenweg ist ein abgeschlossenes Projekt“, sagt Bachofer.

Und es ist ja nicht so, dass er sonst nichts zu tun hätte: Er ist weiterhin produktiv, gestaltet Skulpturen und Masken, arbeitet mit Ton und Holz, lässt Wurzelmännchen und andere Figuren entstehen, schnitzt Anhänger aus Hirschgeweih und ganz besondere Wanderstöcke, die beispielsweise ein eingebautes Pilzmesser haben oder auf denen man pfeifen kann.

Wer sich auf den Fratzenweg begibt, der kommt automatisch an Bachofers Haus am Bonländer Weg vorbei, das innen und außen voll ist von seinen Werken. „Wenn das Ausstellungsschild draußen steht, kann jeder gerne bei mir klingeln“, sagt der 78-Jährige. Und es kämen oft Leute vorbei in seinem Atelier. „Ich zeige das gerne – nur wenn das Schild nicht draußen steht, bin ich eben nicht da.“

Man muss genau hinsehen, um alle Fratzen zu finden

Auf dem Fratzenweg wandert er selbst nur noch selten – er hat Probleme mit dem Gehen, Durchblutungsstörungen. „Man muss genau hinsehen“, rät er, „sich manchmal auch umdrehen. Sonst findet man nicht alle Fratzen“. Oft kämen Leute zurück, ohne alle Fratzen gefunden zu haben: „Die sind zu schnell dran vorbeigelaufen.“

Der Dreijährigen jedenfalls gefällt die Gesichtersuche sehr. Sie schaut sich alle aus der Nähe ein, merkt an, dass sie alle unterschiedlich aussehen. Manche sind wieder ein wenig zugewachsen – beispielsweise der „Einstein“, dessen Zunge einst weiter heraushing. „Die Bäume sind durch meine Kunstwerke ja nicht zu Schaden gekommen“, betont Bachofer. Wächst eine Fratze ein wenig zu, ist es eben eine noch größere Kunst, alle zu finden.