Nach einem Jahr schließt Byung Chul Kim sein Performance Hotel im Stuttgarter Osten, in dem man gegen Vorführungen übernachten konnte.

Kultur: Adrienne Braun (adr)
Stuttgart - Es gibt nicht viele kulturelle Ereignisse, die überregional Aufsehen erregen. Byung Chul Kim hat dagegen ohne größere Mühe geschafft, wovon andere Künstler zeitlebens träumen. Der "Spiegel" hat über ihn berichtet » und die "Zeit" », überall hat er Interesse geweckt mit seinem kuriosen Projekt, das mit so schönen Titeln überschrieben wurde wie "Wo sich Singen unter der Dusche lohnt".

Ein Jahr lang hat Byung Chul Kim im Stuttgarter Osten sein Performance Hotel betrieben. Der 36-jährige Koreaner hat in Seoul westliche Malerei studiert, seit 2005 ist er Postgraduiertenstudent bei Christian Jankowski an der hiesigen Kunstakademie; in dieser Eigenschaft ist er für seine Performance in die Rolle des Hoteliers geschlüpft. Reich ist er damit nicht geworden. Wer etwas vorführte, las, aufsagte oder vorspielte, durfte kostenlos übernachten auf einer Matratzen am Boden, oder - Luxusvariante - auf einem Feldbett. Wer nichts vorführen wollte, musste zahlen - zwischen fünfzig Cent oder acht Euro, das hing von der Laune des Hoteliers ab.

An diesem Wochenende wird nun zum letzten Mal volles Haus in der Gablenberger Hauptstraße sein. Zum Abschied gibt es Gespräche mit Künstlern, Kuratoren und Kunstprofessoren, eine "Ostnacht", Performances und Aktionen. Die Nachbarn werden die Künstler und diesen wundersamen Kulturort vermissen. "Man hat uns hier sehr unterstützt", erzählt Byung Chul Kim, es hätten häufig Bewohner aus dem Viertel vorbeigeschaut, weil immer etwas geboten war.

"Ich wollte ein Haus schaffen, in dem jeder Künstler ist"


So tapezierte der Designer Demian Bern im Herbst zum Beispiel die Fassade. In einer spektakulären Aktion seilte er sich mit seinen Helfern vom Dach ab und kleisterte Plakate ans Haus, den Ausschuss aus einer Druckerei. Mal haben Studentinnen im Garten in einer alten Badewanne eine Badeperformance aufgeführt, es wurden Texte gelesen und Kochaktionen veranstaltet, Installationen aufgebaut oder Videos gezeigt. Martina Geiger-Gerlach verteilte Schutzhauben - und die Besucher konnten sie überziehen und beim Blick durch den Sehschlitz testen, wie sich "Wahrnehmung, Verhalten und Gemütslage" beim Tragen einer Bankräubermütze verändern.