Für ein Kunstprojekt des Kinderhospizdienstes „Sternentraum“ haben Schüler ihre Idee vom Lebensende gemalt. Unsere Bildergalerie zeigt einige der Werke.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Winnenden - Partys, das Smartphone und Chillen – viel mehr geht den Jugendlichen von heute nicht durch den Kopf, so lautet ein bei Älteren weit verbreitetes Vorurteil. Dass dieses völlig falsch ist, zeigt ein Projekt des Backnanger Kinder- und Jugendhospizdienstes Sternentraum: In 53 Bildern haben Jugendliche dabei mit Acylfarben auf Leinwand festgehalten, wie sie sich den Tod vorstellen. Und das dargestellt, was vielleicht danach kommen könnte.

 

Mitgemacht haben Schüler der Geschwister-Scholl-Realschule und des Lessing-Gymnasiums Winnenden sowie der Friedensschule in Waiblingen-Neustadt. Die Ideen der Jungs und Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren könnten unterschiedlicher nicht sein: Manche sind religiös geprägt, erzählen von Himmel und Hölle. Manche zeigen ein abstraktes, düsteres Chaos, andere paradiesische Landschaften oder einen Übergang vom Dunkel ins Licht. Ein anderes Bild zeigt ganz plakativ ein Elektrokardiogramm – drei Ausschläge. Dann: Nullline. Das Ende.

Pubertät ist auch die Zeit des Nachdenkens

Kirsten Allgayer vom Hospizdienst Sternentraum hat sich zunächst mit den Schülern über das schwer verdauliche Thema unterhalten, bevor sie es dann künstlerisch umsetzen konnten. Je nach Schule blieb jeweils ein halber oder ganzer Tag für das Projekt. Die Vielfalt der Ideen vom Jenseits – oder seinem Fehlen – hat Allgayer aber nicht so sehr erstaunt wie die Aufgeschlossenheit der Teilnehmer: „Nur für manche war das Projekt verpflichtend, sehr viele haben sich auch freiwillig angemeldet. Und ich war überrascht, wie offen die Jugendlichen mit dem Thema umgegangen sind.“ Denn gerade in der Pubertät sei der Tod durchaus ein Thema: „In diesem Alter setzen sich viele damit auseinander, wo ihre Wurzeln liegen, wohin sie nach dem Tod gehen, und ob etwas von ihnen erhalten bleibt“, erklärt die Diplom-Sozialpädagogin. Das habe sie auch in den Gesprächen mit den Schülern wieder gemerkt,

„Noch einmal ein Mädchen küssen“, das wünschen sich manche Todkranken

Zu Allgayers Alltag als Kinder- und Jugendtrauerbegleiterin im Jugendhospizdienst gehört beides: die Jugend und der Tod. Bei Sternentraum werden unter anderem sterbenskranke Kinder und Jugendliche betreut – oder die, die ihre Eltern durch Krankheit oder Unfall verloren haben. Der Dienst bietet zum Beispiel Fortbildungen für Lehrer oder betreut die jungen Trauernden einzeln oder in Gruppen. „Natürlich widmen Jugendliche, die selbst mit dem Tod konfrontiert werden, sich dem Thema anders. Sie fordern stärker Antworten von uns ein, wollen wissen, woran wir selbst glauben“, erzählt Allgayer. Sterbenskranke Jugendliche hegten andere Gedanken als Ältere: „Viele sind traurig darüber, dass sie doch noch so gerne nach Australien gereist wären, oder noch ein Mädchen geküsst hätten“, erzählt sie. Ältere hätten zwar im Leben mehr erlebt, könnten ihre Krankheit aber weniger offen ansprechen.

Auch wenn den Teilnehmern zum Glück der Tod nicht so nahe ist, sind bei dem Projekt bemerkenswerte Arbeiten entstanden.