Mehr als 600 Bürger verschmelzen zu einem Gesicht: Anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums des Korntal-Münchinger Stadtteils Korntal 2019 gibt es ein Fotoprojekt. Es klappt nur, wenn viele Menschen mitmachen.

Korntal-Münchingen - Wie sieht das Gesicht von Korntal-Münchingen aus? Die Stadt und der Kunstverein wollen es zum 200. Geburtstag des Stadtteils Korntal 2019 wissen. Und tun alles, um das Kunstprojekt „Das sind wir“ umzusetzen. Es geht auf den Medienkünstler Wolf Nkole Helzle zurück, der schon viele ähnliche Projekte realisiert hat. Die Idee: Er fotografiert Korntal-Münchinger sowie Menschen mit Bezug zur Stadt, zum Beispiel weil sie dort arbeiten. Die Einzelporträts werden mit einem speziellen Computerprogramm hochtransparent aufeinandergeschichtet, sodass sie zu einem Gesicht verschmelzen. Für ein zweites Kunstwerk werden alle Einzelporträts wie Puzzleteile zu einem Ganzen zusammengefügt. Helzle hat für seine Projekte weltweit schon mehr als 40 000 Gesichter fotografiert. Die entsprechenden Verträge für Korntal-Münchingen haben die Beteiligten nun unterzeichnet.

 

Die bislang größte Herausforderung war die Finanzierung des Fotoprojekts, das ursprünglich mit Kosten von bis zu 15 000 Euro veranschlagt war – und die ist jetzt gesichert. Der Kunstverein hat 3750 Euro Spendengelder gesammelt, die Stadt hat genauso viel draufgelegt. „Wir geben die Summe Geld hinzu, die der Kunstverein akquiriert“, sagt Korntal-Münchingens Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos). Mit den 7500 Euro können 600 Bürger fotografiert werden. „Je mehr mitmachen, desto besser. 1000 wären toll, aber dann brauchen wir mehr Spendengelder“, sagt der Bürgermeister.

„Das Projekt ist für unsere Stadt wie geschaffen“

Und die zu bekommen, ist nicht ganz einfach, sagt Ulli Heyd, die Vorsitzende des Kunstvereins. Unter anderem verkaufte der Kunstverein bei der Jahresausstellung Bilder zu je 100 Euro. Die erfolgreiche Idee dazu hatte die Kulturreferentin der Stadt, Melanie Thamm-Beck. Auch wollen einige Unternehmen wie Hugo Benzing aus Kallenberg das Kunstprojekt unterstützen. Ein weiterer Zuschuss kommt von der Kreissparkassen-Stiftung.

Aus seiner Freude über das „Identität stiftende Kunstprojekt“ macht keiner der Beteiligten einen Hehl. „Es ist für unsere Stadt wie geschaffen“, sagt der Bürgermeister. Korntal-Münchingen stehe angesichts der kilometerweit voneinander getrennten Stadtteile ständig vor der Herausforderung, die eigene Identität zu finden. Zugleich passe das Projekt gut zum Jubiläum Korntals, das sich mit Heimat und Brücken zwischen den Stadtteilen beschäftigt. Der Medienkünstler Helzle begeistert sich schon lange für das Individuum einerseits und das Kollektiv andererseits. „Das sind zwei Seiten einer Medaille. Nur wenn beides gewürdigt wird, entstehen Räume“, sagt er. Der Auslöser für seine Faszination war die erste Mondlandung. „Die Bildaufnahmen haben uns verdeutlicht, dass wir nicht allein mitten im Weltraum schweben. Das führte zu einem Umbruch.“

Erste Mondlandung löst Faszination aus

Fasziniert von Helzles Kunst war indes Albrecht Lannes, ein Vorstandsmitglied im Kunstverein, als er Helzles Werke 2012 erstmals sah. Seitdem wirkt er an seinem Fotoblog mit. 2015 erzählte Lannes dem Künstler von seiner Idee, das Fotoprojekt nach Korntal-Münchingen zu holen. Helzle sei ebenso wie später der Kunstverein und die Stadt „begeistert“ gewesen. Jetzt müssen die Beteiligten nur noch begeisterte Bürger vor die Kamera holen.

200 Jahre Korntal: Jeden Monat mindestens eine Veranstaltung

Fototermin An drei Terminen werden Stand jetzt je 200 Bürger kostenlos für das Kunstprojekt „Das sind wir“ fotografiert: Im Bürgertreff Calypso in Kallenberg am Donnerstag, 27. September, im Widdumhof Münchingen am Freitag, 28. September, im Bürgertreff Korntal am Samstag, 29. September, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Mehr Infos bei Ulli Heyd: 07 11 / 83 85 993 oder bei Albrecht Lannes: albrechtlannes@gmx.de. Das Ergebnis des Kunstprojekts ist vom 5. bis 21. Juli 2019 in der Galerie 4/1 zu sehen. Danach hängen die Bilder in den Rathäusern in Korntal und Münchingen.

Beiträge 2019 soll jeden Monat mindestens eine Veranstaltung zum 200-Jahr-Bestehen Korntals stattfinden. Der Gemeinderat hatte dafür im Oktober 2017 einen Zusatzetat von 121 000 Euro genehmigt. Projekte der Verwaltung sind neben dem Fotoprojekt eine Festschrift, ein Theaterprojekt, ein Festwochenende und eine geschichtswissenschaftliche Tagung. Auch örtliche Vereine, Gruppen und Initiativen wirken mit. Die Brüdergemeinde stellt ihre Aktivitäten unter das Motto „Unterwegs sein – Heimat finden“.