Manchmal trug sie ihr Herz auf der Zunge. Wenn Ute Scharpff Kunst nicht gefiel, sagte sie das deutlich. Nun ist die passionierte Kunstsammlerin gestorben.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Es kam vor, dass Ute Scharpff in einer Galerie stand und ihr der Satz herausrutschte: „Das ist entsetzlich.“ Sie ging eher emotional an die Kunst heran – behauptete zumindest ihr Mann Rudolf Scharpff, der sich für den Intellektuelleren hielt. In jedem Fall haben sie sich bestens ergänzt. Ute und Rudolf Scharpff waren nicht nur mehr als fünfzig Jahre verheiratet, sondern haben fast ebenso lange gemeinsam Kunst gesammelt. In den 1960er Jahren gingen sie recht unbedarft ans Werk. Sie waren neugierig und kauften hier und dort, bis ein Galerist meinte, sie hätten einen „Gemischtwarenladen“. Sie waren beleidigt, aber es war auch ein Ansporn für sie.

 

Wichtige Leihgeber

So wurde die Sammlung Scharpff zu einer der bedeutendsten Privatkollektionen im Land, die Eheleute wurden wichtige Leihgeber auch der Stuttgarter Museen. Unter dem Titel „Offenes Depot“ boten sie Museen an, sich aus ihrer Sammlung zu bedienen, wobei sie ihre Lieblinge gern um sich hatten, sie hingen in der Wohnung in Stuttgarter Halbhöhenlage: Neo Rauch, André Butzer, Christopher Wool. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Ute Scharpff am 16. April mit 84 Jahren gestorben – drei Jahre nach ihrem Mann. Die Trauerfeier fand im Kreis der Familie statt. Die Sammlung der Eheleute aber lebt weiter und wird seit vielen Jahren von der zweiten Tochter Carolin Scharpff-Striebich betreut.