In Stuttgart sorgt Sara Dahme weiter für Kunstfurore – aber auch die Region steckt am 26. und 27. November voller Ausstellungsüberraschungen.

Sicher, es gibt noblere Orte für die Kunst in Stuttgart. Aber Sara Dahmes Kulturkiosk in der Lazarettstraße 5 hat etwas, von dem man doch gerne mehr hätte: Frische ohne alles aufgesetzte Anderssein. Immer wieder öffnet die Kunstvermittlerin eine Türe, durch die man gern zur Kunst spaziert. Nun also gibt’s die Kunst im Kiosk – und an diesem Samstag, 26.11. und an diesem Sonntag, 27.11., kann man letztmals die Ausstellung „LadenhüterREMASTERED“ mit Werken von Thomas Ruppel erleben. Zum Finale an diesem Sonntag „gibt es ab 14 Uhr Kaffee, Kuchen & natürlich Sekt“. Und Ruppel, Technischer Lehrer für Radierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, ist „natürlich mit dabei“.

 

Die Kunstakademie fragt: Wer bin ich?

A propos Kunstakademie: Fast so alt wie die Frage, ob man Kunst lehren kann, ist die Frage, wie offen eine Kunstakademie ist und ob sie eine Rolle im öffentlichen Leben spielen kann. „Was verbindet eine Kunstakademie mit der Stadt und der

Region? Was bedeutet Sichtbarkeit und Wirksamkeit im Kontext einer Kunstakademie“ – diese und andere Fragen stellt man sich auf dem Weißenhof nun neu. „Do you know me? – Die Rolle einer Kunstakademie in Stadt und Region“ ist der Auftakt einer Diskussionsreihe betitelt – am Montag, 5. Dezember, um 17 Uhr. Unter anderen mit dabei: Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen, und Hanna Noller, Gründungsmitglied des Vereins Stadtlücken.

Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen, als Gast der Reihe „Über Kunst“ unserer Zeitung Foto: stn

Das Programm an diesem Sonntag, 27. November? Ist prall gefüllt. Umso mehr sticht die Konzentration hervor, mit der Katharina Hinsberg in ihrem zeichnerischen Arbeiten einen wunderbaren Widerspruch entwickelt – eine poetische Methodik der Linie. Aktuell sind Hinsbergs Werke in der Galerie Imke Valentien (Liststraße 28/1) zu sehen – an diesem Sonntag von 12 bis 17 Uhr.

Auf Walter Stöhrers Spur

Zuvor an diesem Sonntag? Wird etwa in der Ruoff-Stiftung in Nürtingen (Schellingstraße 12) um 11 Uhr die Ausstellung „Das Beben Schönheit“ mit Werken von Walter Stöhrer (1937-2000) eröffnet. Selten zu sehende Arbeiten des Mitbegründers der Neuen Figuration in den 1960er Jahren machen die Schau zur Nahaufnahme. Stöhrers Tempo verblüfft dabei ebenso wie das feingewebte Spiel der Farbe. Anlässlich des 85. Geburtstages des im Jahr 2000 verstorbenen „Vaters der Neuen Wilden“ am 15. Januar 2023 folgt die Ausstellung der Spur Stöhrers über scheinbar gesetzte Grenzen hinweg. Der Kunsthistoriker Günter Baumann, Partner der Galerie Schlichtenmaier, spricht am 27. November um 11 Uhr über Stöhrers Kunstidee und seine Aneignungen nahezu aller Formen des Underground.

Walter Stöhrer, O.T., 1971 Foto: Galerie Schlichtenmaier

Beeilen muss man sich, wenn man die Schau des Stuttgarter Bildhauers Wolfram Ullrich in der Galerie Michael Sturm (Christophstraße 6) sehen möchte. Nur noch an diesem Freitag, 25. November, ist die Ausstellung geöffnet. Konkrete Kunst? Geometrische Kunst? Konzeptkunst? Wolfram Ullrich lockt uns mitten hinein in die Diskussion über Kunst. Bereits am nächsten Freitag, 2.12., geht es dann in der Galerie Michael Sturm weiter – mit einer Ausstellung zum Schaffen der kolumbianischen Objektkünstlerin Beatriz Olano.

Jürgen Mayer H. – Triumph beim Heimspiel

Ein Coup ist der Städtischen Galerie Ostfildern mit der Schau zum Werk des Architekten und Gestalters Jürgen Mayer H. gelungen. Vor 20 Jahren war das Stadthaus, in dem die Städtische Galerie ihren Ort hat, das erste gebaute Projekt des Wahlberliners, der sein Architekturstudium in Stuttgart begann. 2003 bereits mit dem „Mies van der Rohe Award Emerging Architect“ prämiert, überzeugt das Stadthaus bis heute, und die Schau „Zu Gast im eigenen Haus“ präsentiert Jürgen Mayer H. als einen, der noch immer auszieht, die Jagd nach Material- und Gestalt-Innovationen für sich zu entscheiden. An diesem Samstag zu sehen von 10 bis 12 Uhr, an diesem Sonntag von 15 bis 18 Uhr.

Jürgen Mayer H., Stadthaus Ostfildern Foto: DF

Im Postquartier in Stuttgart-Mitte (Kronenstraße 7, ehemals Conrad Electronic) präsentieren Mitglieder der KünstlerInnen-Initiative Linienscharen unter dem Stichwort „polyphon getaktet“ Ergebnisse eines eigenwilligen Projektes, dem zeichnerischen Austausch in Briefform. An diesem Freitag, 25. November, und an diesem Samstag, 26. November, ist „polyphon getaktet“ noch zu sehen.

Thomas Ruppels Anstöße

Zurück zu Sara Dahme. Als Alleinunterhalterin ist sie immer zugleich Türöffnerin. Und fast scheint es, als diene die Beschreibung von Thomas Ruppels Schaffen – In Thomas Ruppels Atelier gab es seit jeher eine Reihe von Bildern, die mindestens schon einmal, in einzelnen Fällen schon viele Male in Ausstellungen, dann jedoch in jeweils anderen Zuständen zu sehen waren – ihrem eigenen Umgang mit der Frage, wie man sich Kunst am besten nähert.