Mehrere Hundert Demonstranten ziehen durch die Stadt und protestieren vor dem türkischen Konsulat. Eine Demo von Unterstützern der Türkei bleibt aus.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Auch wenn die Polizei sich auf etwas ganz anderes eingestellt hatte, waren die Einsatzkräfte dennoch froh, dass ihre Erwartung nicht erfüllt wurde: Es ist an diesem Samstag durchweg friedlich geblieben bei der Demo gegen den türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien.

 

Mehrere Hundert Demonstranten zogen von der Lautenschlagerstraße zum türkischen Konsulat am Kernerplatz und dann weiter zum Wilhelmsplatz. Sie beschimpften den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als Terroristen und Kindermörder. Bei der Auftaktkundgebung an der Lautenschlagerstraße war ein Grußwort aus der Stadt Rojava über Lautsprecher übertragen worden. Auf Deutsch bedankten sich die Menschen dort für die Solidarität der Demonstrierenden. Die Organisatoren forderten Frauen auf, sich mit ihren Kindern an die Spitze des Demozuges zu stellen und vorneweg zu gehen: „Der Widerstand in Rojava ist eine Bewegung der Frauen!“ Deswegen sollten auch die kurdischen Frauen in Stuttgart und ihre Sympathisantinnen zeigen, dass sie stark sind und an der Spitze der Bewegung stehen. Zudem richteten die Organisatoren einen eindringlichen Appell zum friedlichen Protest an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Lasst euch nicht provozieren!“ hieß es.

Zuletzt war es bei den Protesten zu Ausschreitungen gekommen

Dieser Appell kam nicht ohne Grund. Denn zum einen war es im Nachgang mehrerer kurdischer Solidaritätsdemos in Stuttgart in den zurückliegenden Tagen unfriedlich zugegangen: Teilnehmer zogen durch die Straßen, warfen Flaschen und verbotene Böller, außerdem legten sie sich mit der Polizei an, die verletzte Beamte beklagte. Das wollten die Demonstranten am Samstag nicht. Der Hinweis auf die möglichen Provokationen hatte den Hintergrund, dass auch eine Gruppe nationalistisch gesinnter Türken eine Kundgebung für den Samstag angekündigt hatte. Diese war am Freitag abgesagt worden. Es wurde jedoch befürchtet, dass dennoch Gruppen mit dieser Einstellung unterwegs sein könnten.

Die Polizei kontrollierte rund 100 Personen am Rande der Demo. „Vereinzelt wurde Vermummungsmaterial gefunden, einer hatte ein Messer dabei. Ein paar Platzverweise wurden deswegen verteilt“, sagte der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Es sei zu keinen Zwischenfällen gekommen. Die Polizei war mit mehreren Hundert Männern und Frauen im Einsatz. Auch zwei Wasserwerfer standen bereit, einer davon am Kernerplatz vor dem türkischen Konsulat.

Am Sonntag soll in Stuttgart nicht demonstriert werden, hieß es bei der Abschlusskundgebung. Die Teilnehmer wurden jedoch aufgefordert, nach Heilbronn zu einer Kundgebung zu fahren. Am Montag wollen die Kurden zusammen mit den Stuttgart-21-Gegner bei deren Montagsdemo auf die Straße gehen.