Schwere Vorwürfe erhebt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International gegen kurdische Kämpfer: Sie sollen sich im Nordirak auf einem Rachefeldzug gegen die arabische Bevölkerung befinden.
Erbil - Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen kurdische Kämpfer im Nordirak. Nach der Rückeroberung von Gebieten der Extremistenmiliz IS durch die Peschmerga gebe es Hinweise auf einen Rachefeldzug gegen die arabische Bevölkerung, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch.
Die Kurden vertrieben die Araber, weil sie angeblich mit dem IS sympathisiert hätten. Tausende Häuser seien zerstört worden. Dies könne auf Kriegsverbrechen hindeuten, sagte Donatella Rovera von Amnesty. Sie berief sich auf Untersuchungen vor Ort, Zeugenaussagen und Satellitenbilder. Sie beschuldigte die Kurden zudem, Arabern die Rückkehr in die Gebiete zu verwehren, aus denen der IS vertrieben wurde.
Regionalregierung wehrt sich gegen Vorwürfe
Die kurdische Regionalregierung wies die Vorwürfe zurück. Die Schäden gingen noch auf Gefechte der kurdischen Peschmerga mit dem IS sowie die Luftangriffe der US-geführten Allianz zurück, sagte Regierungsvertreter Dindar Sebari. Zudem würden alle Zivilisten, auch Kurden, aufgefordert, sich von der Front fernzuhalten und vorerst nicht in einige Dörfer zurückzukehren.
Der IS hatte im Sommer 2014 rund ein Drittel des Irak erobert. Mit Unterstützung von Luftangriffen drängten kurdische Peschmerga die Miliz im Norden zurück. Die Kurden dehnten ihren Einfluss dabei auch auf ethnisch gemischte Gebiete aus, die sie nun für sich beanspruchen.
Unter der Herrschaft des ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein waren bei einer Arabisierungskampagne Tausende Kurden aus der Region vertrieben worden. Im Nordirak bilden Bundeswehr-Soldaten kurdische Kämpfer für den Einsatz gegen den IS aus, außerdem liefert Deutschland den Kurden Waffen.