Von den Techniken des Bleistiftspitzens bis zu Sicherheitshinweisen für lesbischen Sadomasochismus: Die Briten zeichnen kuriose Buchtitel aus. Ein Favorit auf den Sieg ist das Werk „War Hitler krank?“

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Großbritannien wartet in diesen Tagen gespannt auf den Gewinner des verrücktesten Buchtitels des Jahres, der Ende März verliehen wird. Zu den Kandidaten gehören so vielversprechende Titel wie „War Hitler krank?“, „Wie Teekannenwärmer die Welt veränderten“ und „God’s Doodle: The Life and Times of the Penis“ – eine Geschichte also zum wunderlichen Auf und Ab in den Geschicken des männlichen Geschlechtsorgans.

 

Die Mitarbeiter der Buchhandelszeitschrift „The Bookseller“, die den Preis ausgeschrieben haben, lassen keinen Zweifel daran, welchem Titel sie dieses Jahr den Sieg wünschen. Nämlich David Rees alles enthüllendem Knüller „Wie man Stifte spitzt“. Und zwar nicht nur, weil das Buch sich als „Manifest und komplett illustrierten Rundgang durch die vielen, vielen, vielen Arten, einen Bleistift zu spitzen“, ausweist. Sondern auch deshalb, weil sie es „einfach schön finden, dass ein Verleger so mutig ist, zu einem jahrhundertealten Utensil ein Buch in gebundener Form herauszugeben – im digitalen Zeitalter“. Die Leute von „Bookseller“ verleihen allerdings nur den Preis. Wer ihn bekommt, darf längst die Öffentlichkeit entscheiden, und zwar im Internet. Seit fünf Jahren ist auch Twittern zugelassen. Das hat dazu geführt, dass die Gewinner des „Diagram-Preises für den eigentümlichsten Titel des Jahres“, wie er offiziell heißt, inzwischen mehr Stimmen auf sich vereinigen als die Gewinner der großen Autoren-auszeichnungen im Land.

Begonnen hat es in Frankfurt

Es hat auch dazu geführt, dass Titel wie der Vorjahressieger „Cooking with Poo“ auf große Begeisterung stoßen. Die thailändische Köchin Saiyuud Diwong hatte bei der Herausgabe ihres 114-seitigen Kochbuchs offenbar nicht bedacht, dass ihr Titel in England als „Kochen mit Kacke“ gelesen würde – war „Poo“ doch einfach der Spitzname von Saiyuud Diwong. Das Wort soll im Thailändischen „Krabbe“ bedeuten.

Begonnen hatte die Geschichte des Preises übrigens, als sich gelangweilte Besucher der Frankfurter Buchmesse 1978 nach einem Zeitvertreib umsahen. Der allererste Gewinner war damals eine Veröffentlichung der Universität von Tokio unter dem Titel „Berichte von der Zweiten Internationalen Arbeitstagung über nackte Mäuse“. Spätere Sieger hießen „Die Theorie des sich in voller Länge Entlangrollens“, „Sicherheitshandbuch des lesbischen Sadomasochismus“, „Wie man Riesenschiffen aus dem Weg geht“, „Höhepunkte in der Geschichte des Betons“ und „Machen Sie Ihr Pferd bombensicher“. Einen Spezialpreis hätte eigentlich der Sieger des Jahres 2005, ein Buch von Gary Leon Hill, verdient gehabt: „Menschen, die nicht wissen, dass sie tot sind: Wie sie eine Zuneigung zu ahnungslosen Beobachtern entwickeln und was man dagegen tun kann.“

Einen echten Preis – in Form von kleinen vergoldeten Statuen zum Beispiel – bekommen die Gewinner der Diagram-Verleihung zwar nicht, nur wer zuerst auf einen später gekürten Titel getippt hat, erhält ein Fläschchen Claret oder Schampus zugestellt. Die Preisträger sind freilich auch so zufrieden. Sich als preisgekrönt bezeichnen zu dürfen könne einem Autor „eine Menge Glaubwürdigkeit verschaffen“, sagt der Sieger von 2010, Michael Young. Sein Titel lautete: „Wie man eine Zahnarztpraxis im Stile Dschingis Khans leitet“.