Papierflieger, bizarre Kurz-Opern und viel Klamauk, alles im Namen der Wissenschaft: Die schrillen Ig-Nobelpreise sind längst Kult. Zum 27. Mal wurde jetzt kuriose Forschungsergebnisse an der Elite-Uni Harvard mit den Spaßpreisen geehrt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Boston/Stuttgart - Didgeridoos gegen Schnarchen, Krokodile gegen Glücksspiele, alte Männer mit Riesenlauschern: Wissenschaftliche Forschungen, die „das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren, erst zum Lachen und dann zum Denken anregen“, sind in der Nacht zum Freitag (14./15. September) im Sanders-Theater der US-Eliteuniversität Harvard in Boston (Bundesstaat Massachusetts) mit den Ig-Nobelpreisen 2017 ausgezeichnet worden.

 

Zur 27. klamaukig-schrillen Preisgala mit mehr als 1000 Zuschauern reisten wie jedes Jahr auch echte Nobelpreisträger an. Die Preisträgererhielten zehn Millionen Simbabwe-Dollar. Da der allerdings kein gültiges Zahlungsmittel mehr ist, gab’s den Plastikkopf einer Schaufensterpuppe mit darauf gestecktem Fragezeichen gratis dazu gab.

Ig-Nobelpreis: Marty Feldmann wäre stolz darauf

Ig steht für Englisch „ignoble“ (schändlich). Der Preis wird auch als Spaß-Nobelpreis verulkt. Dabei ist der Ig-Nobelpreis eine hoch angesehene satirische Auszeichnung, die alljährlich vom Satire-Magzin „Annals of Improbale Research“ und der Harvard University verliehen wird.

Marc Abrahams (Autor des Opus magnum „Der Einfluss von Erdnussbutter auf die Erdrotation“) rettete wie jedes Jahr zusammen mit einer fröhlich-illustren Schar von Wissenschaftlern akademische Preziosen vor dem Wissens-Orkus. Abrahams ist Präsident des Ig-Nobelpreis-Komitees, mit dem parallel zur bierernsten Nobelpreisverleihung geistige Errungenschaften gefeiert werden, die eines Don Quichotte de la Mancha, Karl Valentin und Marty Feldmann würdig gewesen wären.

Verschütteter Kaffee

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Physiker Jiwon Han nahm den Preis für sein Forschungspapier über verschütteten Kaffee entgegen. Sein Geheimnis nicht verschütteten Gebräus: Den Becher von oben festhalten, geradeaus schauen und rückwärts laufen. „Aber ist das praktisch? Überhaupt nicht! Also ist der Deckel erfunden worden. Aber ich habe verstanden: Bei Forschung geht es nicht darum, wie alt man ist oder wie klug, sondern darum wie viel Kaffee man trinkt.“

Didgeridoo und Schnarchen

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Alex Suarez und andere Forscher aus der Schweiz, Kanada, den USA und den Niederlanden hatte die lindernde Wirkung des Spielens des australischen Instruments bei sich selbst festgestellt. Eine spezielle Atemtechnik sei der Grund. In einer Studie stellten die Forscher fest, dass diese auch anderen Menschen gegen Schnarchen und Schlafprobleme half. Die Gewinner kamen Didgeridoo-spielend auf die Bühne, um sich für die „große Ehre“ zu bedanken.

Krokodile und Glücksspiel

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Nancy Greer und Matthew Rockloff (Australien/USA) erhielten einen Preis für ihre Untersuchung der Frage, wie sich der Kontakt mit lebenden Krokodilen auf den Wunsch von Menschen nach Glücksspielen auswirkt.

Aggregat-Zustand von Katzen

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Der französische Physiker Marc-Antoine Fardin hat untersucht, ob Katzen sich gleichzeitig im festen und im flüssigen Zustand befinden können. Bei seinem Vortrag wurden Bilder von Katzen in Vasen, Weingläsern und Becken gezeigt. Ernsthafter Hintergrund der Forschung Fardins ist die Rheologie, ein Teilbereich der Physik, der das Verformungs- und Fließverhalten von Materie untersucht.

Gewinner des Ig-Nobelpreises 2017

Penis und Vagina bei Höhleninsekten

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Wissenschaftler aus Japan, Brasilien und der Schweiz wurden für die Entdeckung eines weiblichen Penis und einer männlichen Vagina bei einem Höhlen-Insekt geehrt. Zum Dank schickten sie ein Video von sich in einer Höhle. „Wir können leider nicht bei der Preisverleihung sein, denn wir müssen ja weiter Höhlen erforschen.“

Menschliches Blut und Fledermäuse

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Forscher aus Brasilien, Kanada und Spanien wiesen erstmals menschliches Blut in der Ernährung der Fledermausart Kammzahnvampir nach – und bekamen dafür einen Ig-Nobelpreis. Auch sie bedankten sich per Video, mit Plastik-Vampirzähnen im Mund.

Gehirn-Scanns gegen Käse-Ekel

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Wissenschaftler aus Frankreich und den USA erhielten die Auszeichnung für ihre mithilfe von Gehirn-Scan-Technologien durchgeführten Untersuchungen der Frage, in welchem Ausmaß manche Menschen sich vor Käse ekeln.

Zwillinge und pränatale Musik

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Dass viele identische Zwillinge sich selbst visuell nicht voneinander unterscheiden können, wiesen Forscher aus Italien, Spanien und Großbritannien nach und bekamen dafür einen Preis. Wissenschaftler aus Spanien zeigten, dass Babys eher auf Musik reagieren, wenn diese elektromechanisch in der Vagina der Mutter gespielt wird, als wenn sie auf dem Bauch der Mutter gespielt wird.

Große Ohren im Bus

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„Haben sie je in einem Bus gesessen und bemerkt, dass der alte Mann, der ihnen gegenüber sitzt, sehr große Ohren hat?“, fragte der britische Wissenschaftler James Heathcote das Publikum. Er hatte das bemerkt – und maß bei 206 Patienten nach. „Und es stimmt. Die Ohren wachsen rund zwei Millimeter pro Jahrzehnt. Macht mit dieser Information, was ihr wollt.“