Weil ihn ein Eichhörnchen auf Schritt und Tritt verfolgte, sah sich ein Mann in Karlsruhe gezwungen, die Polizei zu verständigen. Die Polizei kennt solche Situationen bereits.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Karlsruhe - Ein Mann ist am Donnerstag in Karlsruhe in der Erzbergerstraße so hartnäckig von einem Eichhörnchen verfolgt worden, dass er zuletzt die Polizei anrief. Das Überraschende: Der Beamte am Telefon verwies den Mann nicht an einen psychologischen Beratungsdienst, sondern schickte umgehend eine Streife los. „Wir kennen diese Situation und wussten, dass solche scheinbar aggressiven Eichhörnchen genau das Gegenteil sind – sie suchen Hilfe“, sagte ein Sprecher der Karlsruher Polizei. Es handle sich um junge Tiere, die ihre Mutter verloren hätten, hungrig seien und deshalb Menschen nachlaufen würden. „Der Kleine hat genau das Richtige getan“, so der Beamte. Eine Auffangstation kümmert sich jetzt um ihn und päppelt ihn auf, bis er in Freiheit gelassen werden kann.

 

Tatsächlich zeigte sich das Eichhörnchen in Karlsruhe überhaupt nicht aggressiv, sondern sorgte bei den Menschen, die auf die Polizei warteten, für Spaß und Begeisterung. Zuletzt schlief es aber vor Erschöpfung ein. Auch die Polizei konnte sich dem Charme des „besonders goldigen“ Geschöpfs nicht entziehen und vermeldete im Protokoll: „Eichhörnchen wird neues Maskottchen, wurde getauft auf den Namen: Karl-Friedrich.“ Etwa die Wildtierhilfe Odenwald bestätigt das beeindruckend profunde Tierwissen der Karlsruher Polizei: Solche Jungtiere hätten keine Tollwut, sondern suchten Schutz – man soll sie deshalb in kompetente Hände bringen.

Es gibt durchaus auch aggressive Eichhörnchen

Allerdings finden sich immer mal wieder auch Meldungen von rabiaten Eichhörnchen. Aus Niederbayern drang vor einigen Jahren die Kunde, dass ein Nager drei Menschen gebissen oder gekratzt habe. Vor einem Jahr machte in New York ein aggressives Hörnchen – wohl eines der robusteren Grauhörnchen – weltweite Schlagzeilen, weil es im Prospect Park fünf Spaziergänger und Jogger angegriffen haben soll.

Der Biologe Bernhard Kegel, bei einem der Vorfälle befragt, hatte dafür eine interessante Erklärung: Auch Tiere besäßen unterschiedliche Charaktere – und da Mensch und Tier in unseren Städten mittlerweile sehr eng zusammenleben müssten, seien Zwischenfälle programmiert. „Da muss man damit rechnen, dass mal ein Tier ausrastet“, sagte der Biologe.