Ein Franzose wollte am Donnerstagnachmittag mit seinen beiden Söhnen in den Libanon reisen. Die Bundespolizei hinderte den Mann am Abflug. Es stellte sich heraus: Die Mutter der Kinder wusste von nichts – sie reiste noch am gleichen Tag mit dem TGV an.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Ein Vater hat am Donnerstagnachmittag versucht, mit seinen beiden sieben und neun Jahre alten Söhnen in den Libanon zu reisen, ohne dass die Mutter der beiden Kinder davon gewusst oder ihre Zustimmung erteilt hätte. Der 35 Jahre alte Mann wurde gemeinsam mit den zwei Söhnen bei der Ausreise nach Istanbul, mit anschließendem Weiterflug nach Beirut, kontrolliert.

 

Die Eltern des Vaters, der einen französischen Pass hat, leben im Libanon. Flugtickets für einen Rückflug konnte der Mann nicht vorweisen. Da zudem die Mutter der Kinder als Begleiterin fehlte, hakten die Polizeibeamten genauer nach. Dabei kam heraus, dass sich die in Scheidung lebenden Eltern offenbar das Sorgerecht für die beiden Kinder teilen. Der Vater machte den Beamten gegenüber widersprüchliche Angaben auf die Frage, ob die Mutter über die Reise informiert sei und dieser Reise auch zugestimmt habe. Um sich persönlich davon zu überzeugen, dass einer Ausreise auch tatsächlich zugestimmt wurde, kontaktierten die Beamten die Mutter der beiden Jungen telefonisch.

Mutter kommt mit dem TGV von Paris nach Stuttgart

Die junge Frau sei von dem Anruf merklich überrascht gewesen, heißt es in einer Mitteilung der Bundespolizei. Sie soll den Polizeibeamten berichtet haben, dass sie von den Reiseabsichten ihres Mannes mit den gemeinsamen Kindern nichts gewusst habe und der Ausreise definitiv nicht zustimme. Die junge Frau kündigte an, umgehend mit dem Zug von Frankreich nach Deutschland zu kommen und ihre Kinder abzuholen. Die beiden Söhne wurden von den Beamten derweil in Obhut genommen. Die Mutter kam noch am gleichen Tag mit dem TGV aus Paris nach Stuttgart – sie erreichte in den späten Abendstunden den Stuttgarter Flughafen und konnte dort ihre Kinder wieder in die Arme schließen. Gemeinsam mit den beiden Söhnen trat sie noch am selben Abend die Heimreise nach Frankreich an.

Welche rechtlichen Konsequenzen die Reisepläne für den Kindsvater haben, ist derzeit nicht bekannt. Einen erforderlichen Strafantrag wegen Kindesentziehung stellte die Mutter laut Bundespolizei am Abend nicht mehr.