Antje Weiss vermietet Kurzzeit-Wohnungen in Leinfelden-Echterdingen. Von 16 bis 180 Quadratmetern ist alles dabei. Dort übernachten selten Touristen, meist Geschäftsleute oder Handwerker – und mitunter auch Footballspieler.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Filder - Urlaub machen in Musberg? Antje Weiss schüttelt den Kopf und lacht. „Nein, das ist uns noch nicht begegnet“, sagt die Inhaberin der vier Gästewohnungen in Musberg, die sie unter dem Titel „Das blaue Haus“ führt. Zwei weitere blaue Häuser mit sieben Wohnungen haben Antje Weiss und ihr Mann in Leinfelden und in Stetten.

 

Kurzzeit-Wohnen nennen sie das Konzept, das vor allem Geschäftsleute anspricht. In den Wohnungen, die zwischen 16 und 180 Quadratmetern groß sind, wohnen nur in ganz wenigen Fällen Touristen, die zum Beispiel den Cannstatter Wasen oder die Comic-Messe Comic Con besuchen. „Unsere Gäste sind meistens Leute, die beruflich hier zu tun haben und eine Zeit lang an Projekten arbeiten“, sagt Antje Weiss. Auch Geschäftsleute, die berufsbedingt in die Region umziehen und erst einmal die Gegend kennenlernen wollen, ehe sie eine Wohnung mieten oder ein Haus kaufen, gehören zum Kundenstamm der blauen Häuser. „Es gibt viel Industrie am Ort. Das Umfeld bringt den Bedarf hervor“, sagt Weiss.

Aber auch Gäste aus Amerika kommen regelmäßig auf die Filder: Spieler des Vereins für American Football, den Stuttgart Scorpions, wohnen oft während der Sommermonate in einem der blauen Häuser, wenn sie für eine Saison verpflichtet werden. Oder Bautrupps mieten ihre Mitarbeiter bei Antje Weiss für die Zeit ein, die sie einen Auftrag in der Gegend haben. Zwischen zwei Wochen und vier Monaten sind die Gäste bei Antje Weiss zu Gast. Die Übernachtungskosten liegen zwischen 65 und 180 Euro, wer einen ganzen Monat bleibt, zahlt im Schnitt weniger. Die Nachfrage ist laut Weiss groß: Die Auslastung liege bei 80 bis 90 Prozent.

Wohnen statt nur übernachten

Was unterscheidet das Kurzzeit-Wohnen von einer Pension? „Bei uns gibt es kein Frühstück und keine tägliche Reinigung. Die Leute führen selbstständig ihren Haushalt und haben hier alles, was sie brauchen – bis hin zur Kuchenform“, erklärt die 50-Jährige. „Wir nennen es deshalb: Wohnen statt übernachten.“ Die gelernte Reiseverkehrskauffrau ist in jungen Jahren selbst viel gereist, mit Anfang 20 einmal um die Welt. Dabei hat sie von schicken Hotelzimmern bis zu kleinen Privatzimmern viel gesehen. „Wir fanden es immer schön, wenn es ein bisschen persönlich war, weil man dann ein Umfeld hatte, um sich zu Hause zu fühlen. Das versuchen wir hier auch umzusetzen“, sagt sie.

Einrichten mit Liebe für Details

An ihrer Tätigkeit liebt Antje Weiss den Kontakt zu den Gästen, das Herausputzen von alten Immobilien und „unser Tun als Unternehmerfamilie“. „Es macht uns Freude, es schön zu machen für die Gäste“, sagt die 50-Jährige. Sie hat ein Faible für Details und stattet jede Wohnung mit einem Farbakzent aus: In der roten Wohnung sind nicht nur ein paar Wände, sondern auch der Föhn, die Stühle, die Bettwäsche oder die Handtücher rot.

Mit den Nachbarn klappt es laut Antje Weiss zum Glück auch gut. „Dadurch, dass wir kein Hotelbetrieb sind, wechseln ja nicht ständig die Gäste. Manchmal entstehen auch nette Kontakte zueinander.“ Ganz wichtig, damit es zu keinem Nachbarschaftsstreit komme: Es gebe genügend Parkflächen für die Gäste.