Sabrina Möller ist Chefin der Kutschenfahrdienste in Baden-Baden, der Kurstadt, die Jahr für Jahr Gäste aus aller Welt anzieht. Im Südwesten ist sie die einzige Pferdekutscherin weit und breit.

Baden-Baden - Sabrina Möller dürfte die am häufigsten fotografierte Frau in Baden-Baden sein. Denn die Pferdeliebhaberin ist Chefin der Kutschenfahrdienste in Baden-Baden, der Kurstadt, die Jahr für Jahr Gäste aus aller Welt anzieht. Die 35-Jährige gab ihre Festanstellung auf, um auf den Kutschbock zu wechseln. Im Südwesten ist sie die einzige Pferdekutscherin weit und breit.

 

Es ist offenkundig ihr Traumberuf. Mit der Kutsche steht sie meist am Goetheplatz, nicht weit entfernt von ihrem Standplatz: das Kurhaus und die Baden-Badener Spielbank. Am liebsten platziert sie die Kutsche – besonders an heißen Tagen – unter einem markanten Baum zwischen zwei Brücken an der Oos. Man habe aus den Hotels oft Gäste „mit einem gewissen Rang“, sagt sie. Details will sie aber nicht nennen, das unterliege der Diskretion.

Der Arbeitsplatz im Büro ist Vergangenheit

Sabrina Möller reitet seit ihrem siebten Lebensjahr. Reiten gelernt hat die 35-Jährige einst bei Artur Roth, von dem sie nun den Pferdekutschenbetrieb übernommen hat. Zuvor war sie fest angestellt bei der Stadtkasse der Stadt Bühl – und arbeitete Teilzeit, nachdem sie ihren inzwischen dreijährigen Sohn bekommen hatte. Seit sie ihren Arbeitsplatz vom Büro auf den Kutschbock verlegt hat, gehören auch Pflege und Organisation der vom Forstamt gepachteten Stallungen zu ihren Aufgaben.

Am liebsten fährt Sabrina Möller durch die rund zwei Kilometer langen Lichtenthaler Allee, die sich direkt an den Theaterbau und die Museen anschließt. „Baden-Baden ist grundsätzlich die nahezu perfekte Stadt, für einen Betrieb wie den unseren“, sagt sie. Grüne Parks, und dann die Allee. Bei viel Sonne gebe es da auch immer schöne schattige Plätze. Der Vor-Vorgänger von Sabrina Möller kutschierte noch mit einem Einspänner durch die Stadt. Doch mittlerweile sind Zweispänner, so genannte Vis-à-Vis-Kutschen, üblich. Diese ähneln dem „Landauer“, sind aber ohne Verdeck. Immer wieder würden ihr viele Kunden sagen, dass das Kutschenfahren wirklich entschleunige, berichtet Möller.

Die Kutscherin ist da derselben Meinung: das Hufgeklapper und das Schaukeln bringe die Leute runter. Alle paar Minuten steigt sie vom Bock, um mit der Schaufel frisch gefallene Pferdeäpfel vom Pflaster zu heben. Pferde „äpfeln etwa alle halbe Stunde“, sagt sie. Entsprechend sind die Pausen bei einer Kutschfahrt. Arabisch Fahrgäste würden auf der Kutsche oft laut singen und klatschen, sagt Möller. Da müsse sie besonders darauf achten, sämtliche Pferde beisammen zu halten. Neun Tiere stehen in den Stallungen – mit illustren Namen wie Domingo, Calvaro, Carlos und Silbersee. Aber noch nicht alles läuft rund für Sabrina Möller. Sie findet, sie sehe ihren kleinen Sohn zu selten und hat deshalb mehrere Aushilfsfahrer eingestellt – und eine weitere Teilzeit-Kutscherin.